"Literarisches Gemetzel" in der Lanxess-Arena Die Rache der Killerkühe

KÖLN · Einst ermittelten deutsche TV-Kommissare gewissermaßen aus dem Ohrensessel. Doch die Zeiten des gemütlichen "Kommissars" Eric Ode oder des soignierten "Derrick" ließ das WDR Rundfunkorchester vor 4400 Zuschauern in der Lanxess-Arena nur musikalisch mit den schmissigen Titelmelodien Revue passieren.

Ansonsten lud das "Literarische Gemetzel" eher zur Zickzack-Tour durch heimische Krimigefilde ein. Am Ende des Zeit-Tunnels wartete dabei die amerikanisch inspirierte Psychothriller-Härte von Sebastian Fitzek. Genre-Kenner Frank Schätzing bat Täter wie Ermittler lässig zur Blutprobe und schoss schöne Pointen aus der Hüfte: "Frauen, die lange ein Auge zudrücken, tun dies am Ende nur noch, um abzudrücken." Treffer.

Die Hauptleselast schulterten die TV-Krimigrößen Claudia Michelsen und Matthias Brandt. Münchens neuer "Polizeiruf"-Ermittler bewies dabei erneut seine einsame Sprecherklasse: Erst ließ er sich die gemächlichen Ermittlungen von Friedrich Glausers Wachtmeister Studer auf der Zunge zergehen, dann spuckte er die deftigen Sarkasmen von Jörg Juretzka ("Rotzig & Rotzig") gekonnt in die Gosse. Kollegin Michelsen hatte mit Texten von Petra Hammesfahr und Anne Chaplet (Cora Stephan) weniger dankbare Opfer.

Vielleicht hätte man die späte Stunt-Nummer etwas vorziehen sollen, denn der rote Faden hing manchmal merklich durch. Immerhin, Schätzings Eloquenz hielt den Abend auf Kurs, köstlich etwa seine Demontage des Stabilbaukasten-Machos Jerry Cotton. Überhaupt gab es mehr zu lachen als zu bangen, wobei das Allgäuer Regionalkrimi-Verballhornungsduo Volker Klüpfel und Michael Kobr anfangs einen eher umständlichen Einstieg in sein "Alpenglühen" wählte.

Dann allerdings kam das Publikum mit einer mistgabel- und alphorngespickten Leiche und der finalen Rache der Killerkühe doch noch auf seine Nonsens-Kosten.

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