Die Perlen von "Isla" im Kölner Stadtgarten

Das Londoner Portico Quartet gastiert in der Hauptstadt des Rheinlands. Stücke aus dem aktuellen Album "Isla" machen den Abend zum unvergesslichen Meisterwerk.

Köln. Der Star des Abends sieht aus wie ein Kugelgrill. Auf der Bühne des Kölner Stadtgartens stehen, in mattem Metall, gleich drei Exemplare.

Nick Mulvey erzeugt auf diesen "Hangs", die er bei einem Musikfestival entdeckt hat, die wundersamsten Klänge. Er bedient sie mit Schlägeln, spielt Melodien in kunstvollen Läufen und die Akkorde oft im Dienste rhythmischer Effekte. Hangs wurden vor zehn Jahren von Musikern in Bern entwickelt.

Nick Mulvey spielt zwar das auffälligste Instrument, doch der Star ist die Band: Das Portico Quartett aus London macht sich gerade auf, den Kontinent zu erobern.

In der Heimat jubelt die Fachpresse bereits, formuliert Vergleiche mit dem Minimalismus eines Philip Glass, dem Sound von Radiohead und auch mit dem skandinavischen Jazz, dem das Plattenlabel ECM seinen anhaltend guten Ruf verdankt.

Nick Mulvey (Hangs), Jack Wyllie (Saxofon), Milo Fitzpatrick (Kontrabass) und Duncan Bellamy (Schlagzeug) sind erst Anfang 20, die Bühne in Köln betreten sie fast scheu. Die ersten beiden Stücke stammen vom Debütalbum und dringen noch nicht ganz in die Sphären vor, die das aktuelle Album "Isla" zum bemerkenswerten Werk machen.

Aber sie kommen, die Perlen von "Isla". Die Nummer "Paper Scissors Stone" lockt das Publikum auf den exotischen Klangteppich, der abhebt in nordische Welten und dann abbiegt nach Süden - nach irgendwo in Afrika. Applaus, Applaus.

Auch "Life Mask" schärft die Sinne für Details und beruhigt gleichsam die Seele. "Zugabe", ruft das Publikum, nachdem es wieder aufgewacht ist. Nach dieser Zugabe schreiten die vier Twens ins Foyer - und bieten ihre Alben feil, gerne auch handsigniert.

"Ja", bestätigt Bassist Fitzpatrick, "wir wohnen wirklich alle vier zusammen." Eine Musiker-WG in London. Vielleicht erklärt das Umfeld die frühe Reife dieser jungen Band. Man wird von ihr noch hören.

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