Beethoven Orchester Die Musik bleibt stets im Fluss

Bonn · "Er bringt auf dem Clavier Schwierigkeiten und Effecte hervor, von denen wir uns nie etwas haben träumen lassen." So äußerte sich ein Zeitgenosse Beethovens, der dessen Auftritte als Pianist in den Salons der Wiener Gesellschaft miterlebt hatte. Kein Wunder, dass sich der Meister dafür Werke auf den Leib beziehungsweise die Finger schrieb. Und dass ihn die Gattung Klavierkonzert besonders reizte.

 Der Dirigentin entgeht nichts: Eun Sun Kim und der Pianist Alexander Schimpf mit dem Beethoven Orchester.

Der Dirigentin entgeht nichts: Eun Sun Kim und der Pianist Alexander Schimpf mit dem Beethoven Orchester.

Foto: von Hagen

Sicherlich, Romantik und Moderne haben dem Genre etliche virtuose, komplexe und experimentelle Stücke hinzugefügt, aber zu seiner Zeit hat eben Beethoven, sowohl technisch als auch was die emotionale Tiefe angeht, Maßstäbe gesetzt.

Pianist Alexander Schimpf, der bei der ersten Beethoven-Akademie um 11 unter der Leitung der Dirigentin Eun Sun Kim mit dem Beethoven Orchester das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 in C-Dur op.15 spielte, wurde beiden Anforderungen in höchstem Maße gerecht. Schimpf überzeugte sowohl als versierter wie auch als einfühlsamer Interpret des anspruchsvollen Klavierparts. Das Largo etwa zelebrierte er förmlich und ließ es traumhaft-sanft in seiner ganzen Zartheit erklingen. Im 3. Satz glänzte er dann wieder mit technischer Meisterschaft, Tempo und rhythmischer Prägnanz. Für den großen Beifall bedankte sich Schimpf mit der Bearbeitung einer Arie von Johann Sebastian Bach für Klavier.

Gemäß dem Motto "Die Ersten" standen bei der Beethoven-Akademie die jeweils ersten Gattungsbeiträge von Ludwig van Beethoven - zumindest hinsichtlich der Veröffentlichung durch seine Verleger - auf dem Programm; so etwa die selten gespielte Ouvertüre I zur Oper "Leonore" op.138. Unter Eun Sun Kims inspirierendem Dirigat präsentierte das Beethoven Orchester Bonn die Ouvertüre makellos und sehr effektvoll, brachte die Stimmungswechsel transparent zu Gehör und gefiel vor allem durch die Feinheiten in der dynamischen Gestaltung.

Akkuratesse und sorgfältige Koordination, Frische und Beschwingtheit zeichneten auch die Darbietung der Sinfonie Nr. 1 in C-Dur op. 21 aus. So blieb die Musik auch im langsamen Satz stets im Fluss, und das Finale strahlte Esprit und Leidenschaft aus. Großer Beifall und Bravo-Rufe für einen gelungenen Auftakt der Beethoven-Akademien.

Im Anschluss lud Pianistin Susanne Kessel zum Gesprächskonzert. Im Rahmen ihres Projekts "250 piano pieces for Beethoven" stellte sie zehn Kompositionsgeschenke für das Beethoven-Jubiläum 2020 vor, darunter zwei Uraufführungen: "Beethoven durchquert die No. 2 in G-Dur" von Georg Nußbaumer, bei der unter anderem eine kleine Beethoven-Büste über die Tastatur "wandert", und "Bagatelle" von Ratko Delorko, eine geistreiche Auseinandersetzung mit Form und Handwerk bei Beethoven.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Aus dem Ressort
Im Kunstrausch
Start in die Bonner Ausstellungssaison Im Kunstrausch