Zum Tod des Fotografen René Burri Die Magie einer Leica M2

Die Arroganz der Revolution hat niemand je besser eingefangen als René Burri: Sein Porträt (1963) des selbstgefällig an der Kamera vorbeiblickenden und Cohiba-rauchenden Ernesto "Che" Guevara ist eine Ikone der Fotografiegeschichte geworden.

 Vor Che Guevara: René Burri, aufgenommen 2004.

Vor Che Guevara: René Burri, aufgenommen 2004.

Foto: KEYSTONE

Natürlich hat Burri, der nun mit 81 Jahren in Zürich an Krebs gestorben ist, so viel Prominenz vor der Linse gehabt wie kaum einer seiner Kollegen. Vielleicht kein Wunder bei jemandem, der mit 13 schon Winston Churchill fotografiert und mit 22 per Anhalter nach Paris aufbricht, um Picasso zu treffen. Ihn wird er beim Stierkampf oder neben einem Vogelkäfig, nachdenklich oder diabolisch porträtieren, in Bildern, die beiläufig den Charakterkern aus der Pose schälen.

Also ist Patricia Highsmith in jener rabenschwarzen Schwärze erfasst, die ihre Überzeugung von der Raubtiernatur des Menschen spiegelt. Georges Simenon schlendert einsam über eine winterliche Wiese, und Alberto Giacometti zeigt Burri mit zusammengekniffenen Augen und umso sensibleren Händen, die seine gefährlich schlanken Skulpturen formen. Yves Klein, Jean Tinguely, Jean Renoir - gerade die Künstler hat er in all ihrer stillen oder nervösen Energie mit seiner Leica M2 erfasst.

Nach 1956 arbeitete Burri weltweit als Fotoreporter, seit 1959 als Vollmitglied der berühmten Agentur Magnum, deren Credo er einmal so formulierte: "den Menschen in einer sich ständig wandelnden Welt zeigen". Das tat er auch angesichts tauber Kinder oder asiatischen Armutsghettos ohne forcierte Sentimentalität.

Herausragend dabei gewiss seine 1962 als Buch publizierte Serie "Die Deutschen".

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