Die Kunst des Wanderns

Schubert-Lieder mit Klemens Roloff und Max Koranyi in der Beueler Tapetenfabrik

Bonn. Eine richtige Schubertiade veranstalteten Bassbariton Klemens Roloff und Max Koranyi am Flügel in den Räumen des Klavierhauses Klavins im Kulturzentrum Tapetenfabrik. Zu Schuberts Liederzyklus "Die schöne Müllerin" (op. 75, D 795), als ganzer Liederzyklus seltener live zu hören als "Die Winterreise", hatten die beiden Künstler eingeladen.

Roloffs These in seiner Einführung, der Zyklus sei im Grunde eine kleine Oper, sei mal dahingestellt, auch wenn der Müller, die Müllerin, der Jäger und der Bach verschiedene "Auftritte" haben und Liebe und Tod zentrale Themen sind.

20 der 25 Gedichte von Wilhelm Müller aus "77 Gedichte aus den Papieren eines reisenden Waldhornisten" hat Schubert vertont. Dass es sich dabei um Kunst-Lieder handelt, wird schon in "Das Wandern" deutlich, denn wandern kann man zu der Schubert'schen Vertonung im Gegensatz zu dem bekannten Volkslied nicht - zu unregelmäßig ist der Impuls in der Klavierbegleitung, der die Handlung und das Wandern nur stockend in Gang setzt.

Klemens Roloff, stets sensibel und souverän von dem Pianisten Koranyi unterstützt, gestaltete die Lieder mit warmer und angenehmer Stimme. Richtig gut wurde er vor allem in den ruhigen Liedern, in denen er auch leiseste Momenten intensiv interpretierte. So in "Trockene Blumen" oder dem Schlussgesang "Des Baches Wiegenlied", in dem Schubert mit dem hellen Außenton "h" als Topos des Totenglöckchens den Tod des Müllers ankündigt.

Die dramatisch durchkomponierten Lieder wie "Halt!" oder "Eifersucht und Stolz" hätten dagegen durchaus exakter und kraftvoller intoniert werden können. Als einzig legitime Zugabe nach solch einem Zyklus erklang als Danksagung "An die Musik", bevor zu Gesprächen mit Sekt und kleinen Delikatessen - wie es sich für eine echte Schubertiade gehört - gebeten wurde.

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