Taylor Swift in Köln Die Katzenlady trägt Glitzer

Köln · Es war eines von zwei Deutschland-Konzerte: Taylor Swift hat bei ihrem Auftritt in Köln Tausende Fans begeistert.

 Taylor Swift beim Konzert in der Kölner Lanxess Arena.

Taylor Swift beim Konzert in der Kölner Lanxess Arena.

Foto: dpa

Kreischen aus tausenden von jugendlichen Kehlen, als zwölf Tänzer auf die Bühne stürmen und dabei fast übereinander zu purzeln drohen. An den Körpern der Swifties blinken bunte, selbstgebastelte Installationen. Plakate werden in die fahrbare Kamera gehalten.

Man kommt aus Thailand oder ist 15 Stunden von Ungarn gefahren, um das erste der einzigen beiden seit Silvester 2014 ausverkauften Deutschlandkonzerte in der Kölner Lanxess-Arena zu erleben. Das zweite Konzert findet am Samstagabend wiederum in der Lanxess-Arena statt.

Der einstige Country-Star ist im vergangenen Jahr aus Nashville nach New York gezogen, um dort ihr 6. Studio-Album "1989" aufzunehmen, das von jeglichem Countryeinfluss gereinigt, sich vor den achtziger Jahren verbeugt.

Taylor Swift in Köln
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Glücklicherweise ist das Bekenntnis zum Synthie-Overkill dieser Zeit so beschwingt ausgefallen, dass selbst amerikanische Polizisten die Hits im Dienstauto mitsingen.

Der Eröffnungssong "New York" ist eine Liebeserklärung an die liberalste aller Metropolen, in der man wollen kann, was man wollen möchte. „Boys and boys, girls and girls“.

New York mag neue Aufregung in das Leben der "Queen der Normalos" gebracht haben, neue Tiefe konnte es der piepsigen Mickey-Mouse-Stimme noch nicht geben. Aber ihr Selbstbild wird zweideutiger. In "Blank Space" gibt sich Taylor als eifersüchtiger Furie: "I’m a nightmare dressed like a daydream."

Die jugendliche Anhängerschar singt jedes Wort ergriffen mit. Es geht um Liebe, verletzte Gefühle. Wie ihre jungen Fans, macht Taylor Swift lange vor ihrem ersten Boyfriend Liebeserfahrungen in TV-Serien, die sie zu Texten verarbeitet und den Musikgewaltigen in Nashville vorsingt. Die finden die Vierzehnjährige niedlich und wollen sie produzieren.

Aber ohne ihre Texte und ohne ihre Musik. Doch die Kleine sagt "nein" und setzt sich durch. Eine Geschichte wie aus einem amerikanischen Coming-of-age-Film.

Das muss auch Taylor Swift so sehen, die an diesem zweistündigen Abend viel - zuviel - bekenntnishafte Leerformeln über Liebe und Selbstfindung bietet. Viel, nicht wirklich substanzielles Gerede und lange Umziehphasen, die eine zunehmend in Fahrt kommende Show ausbremsen.

Besonders störend ist dies bei "We Are Never Getting Back Together". Taylor gibt ihrem Hit aus dem Jahre 2012 mit E-Gitarre ein wenig Rock-Pfeffer, steigert ihn zur Hymne.

Die euphorische Stimmung verpufft durch einen weiteren Kleiderwechsel, während ihre Freundinnen, per Video eingespielt, das Thema Liebe so platt walzen, das nur noch ein dünner, belangloser Streifen übrig bleibt.

Auch das scheint nicht zu genügen, um die Message des Abends zu kommunizieren. Als Taylor endlich am Piano erscheint, glaubt sie wieder lange mit ihren Fans reden zu müssen. Wenigstens gibt sie bei "Wildest Dreams" ihrer niedlichen Stimme einen leicht erotischen Lana Del Rey-Hauch. Das ist doch mal was.

Die beiden letzten Stücke "Out of The Woods" und "Shake It Off" werden unterbrochen, um im blauen Glitzeroutfit sexy zu wirken. Weniger Kleiderwechsel wären mehr für ein wirklich fiebriges Finale gewesen.

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