Dany Bober in Hennef Die jüdische Seele blieb unzerstört

HENNEF · Mit Gesang zur Gitarre, Gedichten und Anekdoten aus aller Welt erzählt Dany Bober in der Meys Fabrik die Geschichte seines Volkes. Bober war auf Einladung der Stadt und des Arbeitskreises gegen Rechtsradikalismus nach Hennef gekommen.

"Schalömche, wie wir Wiesbadener sagen" - mit diesem humorvoll abgewandelten Friedensgruß eröffnete Dany Bober am Donnerstagabend seine jüdische Zeitreise in der Meys Fabrik und eroberte bereits damit die Herzen seiner rund 40 Zuhörer im Sturm.

Die Gäste konnten sich dann auch am Programm eines warmherzigen, sympathischen Menschen erfreuen, der mit kraftvoller Stimme vertonte Psalmen zur Akustikgitarre kredenzte und mit Humor, Augenzwinkern, aber auch historisch versiert die Geschichte seines Volkes von den Anfängen bis zur Neuzeit erzählte.

Bober war auf Einladung der Stadt und des Arbeitskreises gegen Rechtsradikalismus nach Hennef gekommen.

Die jüdische Kultur ist aufgrund ihrer unterschiedlichen geographischen und historischen Bezüge eine sehr vielfältige Kultur. Dies gilt auch für die Musik. Mit der Katastrophe des Nationalsozialismus kam die Entwicklung jüdischer Lieder in Europa weitgehend zum Erliegen. Heute denken viele in diesem Zusammenhang sofort an Klezmer-Musik.

Dass jüdische Musik viel mehr beinhaltet, zeigte Dany Bober auf vielfältige Weise in der Meys Fabrik. Bobers Wiege stand in Israel, wo er 1948 zur Welt kam. Seine Eltern, die während der Nazi-Herrschaft nach Palästina geflüchtet waren, kamen 1956 in die Geburtsstadt seines Vaters nach Frankfurt zurück.

Für Dany Bober ist Deutschland ein Stück Heimat. Seit 1976 lebt er in Wiesbaden. Für seinen Vortrag "Eine Jüdische Zeitreise", mit dem er seit einigen Jahren auf der Bühne steht, hat Bober die in der Zeit der Weimarer Republik auf deutschen Kleinkunstbühnen beliebte Form des "Features" gewählt. Dabei verbindet er unterschiedliche Stilelemente wie Lieder, Berichte, Mundartgedichte und Humor miteinander und kreiert damit ein kurzweiliges, unterhaltsames, aber auch informatives Programm.

Wenn Dany Bober redet und erzählt, geht das zu Herzen. Viele Geschichten und Anekdoten hat er zusammengetragen, von den Anfängen des Judentums vor mehr als 3000 Jahren über die Antike, Römerzeit und das Mittelalter bis in die Gegenwart. Natürlich beleuchtet Bober die Historie der Juden nur streiflichtartig und komprimiert.

Dafür reichert er seine Erzählungen immer wieder mit wundervollen Liedern und Anekdoten an. Rund um den Globus sind seine Geschichten angesiedelt, erzählten aber auch biblisch von David oder dem König Salomo: "Salomo liebte Prunk und Pracht und lebte großzügig von den Steuermitteln seiner Untertanen."

Dass Alexander der Große von den Menschen jüdischen Glaubens mit Hochachtung betrachtet wird, dass sogar in China Juden lebten und dass die Juden, die im Spanien des Mittelalters lebten, die "Goldene Zeit" von Poesie und Literatur erlebten und mit "Spaniolisch" sogar eine eigen Sprache hatten, die heute noch in der Türkei, in Griechenland aber auch in Bulgarien und Bosnien gesprochen wird - all das erzählt Bober und seine Zuhörer lauschen aufmerksam dieser Geschichtsstunde der besonderen Art.

Wenn Dany Bober dann zur Akustikgitarre greift und singt, dann dringt das bis ins Mark. Ob hebräische, jiddische oder deutsche Lieder - sie bleiben ganz tief in der Seele der Zuhörer hängen. Bober ist ein Brückenbauer, der den Boden für Toleranz und Verständnis bereiten will.

Der Jahrtausende alte Judenhass, die Vernichtung und die Pogrome bis in die Neuzeit - all das ist natürlich da. Bober zeigt aber, dass Verfolgung und Unterdrückung die jüdische Seele, die sich auch in Humor, Schlagfertigkeit sowie wunderschönen Liedern und Poesie ausdrückt, nicht zerstören konnte.

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