Die Geige hat Elena immer dabei

BONN · Während des Urlaubs ist die Geige der 17-jährigen Elena Lichte immer dabei. "Wenn ich 14 Tage nicht spielen würde", sagt sie, "hätte ich das Gefühl, wieder ganz von vorn beginnen zu müssen."

Mit ihrem Instrument bildet die Bonnerin eine unzertrennliche Einheit. Elena ist Musikerin aus Leidenschaft. Zwei Stunden täglich übt sie, hinzu kommen zahlreiche Proben mit ihrem Trio Leggiero, dem Bonner Jugendsinfonieorchester oder Auftritte wie zurzeit in der Jugendoper "Eloise" in der Halle Beuel, wo sie beim Orchester der Jungen Oper mitwirkt.

Sie wirkt authentisch, wenn sie Sätze sagt wie: "Ich kann mit einen Tag ohne Musik gar nicht vorstellen." Denn sonst fände sie wohl kaum die ausreichende Motivation dafür, nach dem täglichen Zweistunden-Pensum an der Geige dem Klavier als Zweitinstrument eine weitere Stunde zu schenken. Unter Anleitung ihrer Lehrerin, der Bonner Pianistin Susanne Kessel, übt sie zurzeit Rachmaninows Prélude in g-Moll. Ein schwerer Brocken.

Das Adagietto hat es Elena angetan

Dem morgigen Neujahrstag fiebert Elena bereits seit Monaten entgegen. Dann reist sie nach Neuwied, wo auf Schloss Engers an diesem Tag die 123. Arbeitsphase des Bundesjugendorchesters (BJO) beginnt. Unter Leitung des Kölner Gürzenichkapellmeisters Markus Stenz probt sie mit fast 100 weiteren Nachwuchsmusikern aus ganz Deutschland Detlev Glanerts Orchesterstück "Insomnium" sowie die fünfte Sinfonie von Gustav Mahler. Mahler findet sie "super". "Da freue ich mich schon sehr drauf!" Vor allem das Adagietto hat es ihr angetan. Da spielen die Streicher, abgesehen von ein paar aus der Tiefe aufsteigenden Harfenklängen, ganz allein eine ebenso himmlische wie herzergreifende Melodie.

Mit diesen beiden Werken geht das Orchester auf Tour. Sie beginnt am 10. Januar mit einem Konzert in Fürth, weitere Stationen sind unter anderem Krakau und Berlin, wo die Tour am 16. Januar endet. Wenn auch Bonn nicht auf der Tour-Liste vertreten ist, geht die Stadt nicht leer aus. Schließlich wurde das Orchester hier vor mehr als 40 Jahren gegründet, und hier hat es auch seinen offiziellen Sitz.

Nun kommt Bonn zumindest in den Genuss einer öffentlichen Generalprobe, die am Montag, 9. Januar, 17 Uhr, im Rahmen des BJO-Projektes "SchoolSession!" in der Aula des EMA-Gymnasiums stattfindet. Es wird wohl das bislang spannendste Orchesterprojekt in Elenas noch sehr jungen Karriere.

3. Platz beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert

Vor elf Jahren erhielt Elena den ersten Geigenunterricht, und seit fünf Jahren ist die Gürzenich-Musikerin Nathalie Streichardt ihre Lehrerin. Unter deren Anleitung wurde sie unter anderem bereits dritte Preisträgerin beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Sie mag diesen Wettbewerb. "Man lernt da viele Leute kennen und hat vorher immer ein Ziel, auf das man hinarbeiten kann."

Der Erfolg beim Bundeswettbewerb war die Eintrittskarte zum Vorspiel fürs Bundesjugendorchester. Dafür fuhr sie im Herbst eigens nach Leipzig. Vor einem Gremium spielte sie unter anderem die virtuosen Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate. Für Elena, die derzeit noch das Clara-Schumann-Gymnasium besucht, ist die Aufnahme ins BJO eine erstklassige Gelegenheit, wie ein Praktikum. Denn der Beruf Orchestermusikerin steht auf ihrer Wunschliste an oberster Stelle. Aber auch als Musikpädagogin Kindern und Jugendlichen Musik zu vermitteln, fände sie toll.

Öffentliche Generalprobe: Montag, 9. Januar, 17 Uhr, in der Aula des Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums. Unter Leitung von Markus Stenz spielt das BJO Werke von Detlev Glanert und Gustav Mahler. Der Eintritt ist frei.

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