Jazz im Casino Die ganze Schönheit

Bonn · Saxofonistin Karolina Strassmayer gastiert mit ihrem Quartett „Klaro!“ im Pantheon Casino. Die neue CD „Of Mystery and Beauty“ wurde fast vollständig gespielt.

 „Klaro!“ mit (v. l.) Rainer Böhm, Karolina Strassmayer, Thomas Stabenow und Drori Mondlak.

„Klaro!“ mit (v. l.) Rainer Böhm, Karolina Strassmayer, Thomas Stabenow und Drori Mondlak.

Foto: Robert Schnabel

Ein Hauch von Abschied im Pantheon Casino: Als Thomas Kimmerle am Montagabend das drittletzte Konzert seiner Mitte 2013 gestarteten, ambitionierten und meist hochkarätig besetzten Jazz-Reihe ankündigte, kam Unruhe auf. Und die Gewissheit, dass Bonns schönster Jazzkeller bald der Vergangenheit angehört. Denn mit dem Bonn-Center verschwindet in der zweiten Jahreshälfte 2016 auch die im ehemaligen Steigenberger-Casino untergebrachte intime Spielstätte. Gast des Abends war die in Köln lebende Altsaxofonistin Karolina Strassmayer, gebürtig aus dem Salzkammergut, mit ihrem Quartett „Klaro!“ Für einen Abend mit kuscheligem, dabei musikalisch sehr anspruchsvollem Jazz genau die Richtige.

Schlanker, eher leiser und sehr kultivierter und kontrollierter Ton, ruhige Arrangements und meist ausgeruhte Soli, begleitet vom Schlagzeug Drori Mondlaks, der sein Arbeitsgerät lieber mit weichen Schlägeln und den Besen streichelt als mit harten Sticks traktiert. Dazu kommen noch Thomas Stabenow, der mit seinen Kontrabass-Linien die nötige Grundierung beisteuert, und Rainer Böhm am Piano, der als Strassmayers kongenialer Partner die Vorlagen des Saxofons aufnimmt, interpretiert und geschmeidig eigene Akzente setzt.

Der ganzen Schönheit, ihrem Mysterium war das Programm von „Klaro!“ gewidmet. Die neue CD, die fast vollständig gespielt wurde, heißt „Of Mystery and Beauty“. Es ist Strassmayers siebte CD gemeinsam mit Mondlak, dem Drummer aus Brooklyn. Balladen, verträumte, melancholische Stücke wie das herrlich swingende, mühelos wirkende „Wandering“, herrschen vor. Ein fetzigeres Stück wie „Fanfare from Another World“ zeigt, dass es auch anders, spannender geht. Und „Side To Side“ entfaltet nach einem funky Bassvorspiel ein rhythmisch abwechslungsreiches Zusammenspiel des Quartetts mit einem fulminanten Solo Strassmayers. Mehr davon!

Ein witziges Pausengespräch im kleinen Kreis drehte sich darum, ob Karolina Strassmayers Musik eher coltranesk oder hancockesk sei, also eher dem Saxofongott John Coltrane oder dem Pianohelden Herbie Hancock folge. Sie selbst gestand, dass sie auf langen Fahrten zur Schule durch genialen Altsaxofonisten Cannonball Adderley zum Jazz kam.

Es gibt kaum bessere Paten. Karolina Strassmayer aber blieb bei ihrem Sound, servierte noch ein kurzes Set mit der erwähnten „Fanfare“ und „Postcard From A Quiet Place“ als wehmütig-balladeskem Ausblick.

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