Preisträgerkonzert im Kammermusiksaal Die Favoriten der Beethoven Competition

Bonn · Der erste Ton war bereits ein eindeutiges Statement: Filippo Gorini eröffnete den zweiten Teil des Favoriten-Konzertes der Telekom Beethoven Competition im Kammermusiksaal, bei dem die beiden im Semifinale ermittelten Preisträger des Beethoven Hauses noch einmal vor das Publikum traten, mit Franz Schuberts Impromptu c-Moll op. 90 und bereits mit dem ersten Ton, einem markigem Oktavklang, machte er eine deutlichen Ansage.

Nicht weniger deutlich die folgenden Takte: eine schlichte, sich nach und nach entfaltende Melodie, die an Zartheit nicht zu überbieten war. Hier wie im Folgenden zeigte Gorini, warum gerade er den ersten Preis erhalten hat: die Kontrolle des Anschlages, die Variationsbreite seines Spiels, all das ist für einen gerade einmal 20-jährigen Musiker schlichtweg sensationell.

Bei Ludwig van Beethovens As-Dur Sonate op. 110 beeindruckte Gorini mit großen Bögen, einer packenden, sehr stringenten Gestaltung und einer interpretatorischen Weitsicht, aus der eine außerordentliche musikalische Reife sprach. Zum Schluss zeigte er mit Béla Bartóks Klaviersonate Sz. 80, dass er auch anders kann. Wie ein - äußerst kontrolliert agierender - Berserker tobte er durch die Partitur, sich und dem begeisterten Publikum keine Erholung gönnend. Und als Zugabe spielte er eine ganze Sonate, nämlich die in F-Dur aus op. 10 von Beethoven.

Zu Anfang hatte Dorothy Khadem-Missagh ein reines Beethoven-Programm gespielt. Den elf Bagatellen op. 119 gab sie mit viel Klangsinn, musikalischer Raffinesse und souveräner Technik jeweils eine sehr charakteristische Prägung. Etwas Unbedeutendes, wie der Titel es nahelegen könnte, war das jedenfalls nicht mehr. Auch mit der Klaviersonate c-Moll op. 13, der sogenannten "Pathétique", stellte sie sich selbst das beste Zeugnis aus. Vom düsteren Anfang über das fast bis zum absoluten Stillstand gehende Adagio bis hin zum großangelegten Rondo-Finale erwies sie sich als Meisterin ihres Fachs. Und dass sie durchaus auch ihre Krallen ausfahren kann, bewies sie mit der virtuos-dramatischen Zugabe.

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