Bonner University Shakespeare Company Die dunkle Seite der Macht

Bonn · Königsmörder, Usurpator, Tyrann: Auf seinem Weg auf den Thron Schottlands ist Macbeth der dunklen Seite der Macht erlegen und herrscht nun mit eiserner Faust.

 Macbeth (Thomas Pähler, links) traut Banquo (Ben Herleen) nicht mehr über den Weg.

Macbeth (Thomas Pähler, links) traut Banquo (Ben Herleen) nicht mehr über den Weg.

Foto: Kölsch

Verführt und angestachelt von seinem Ehrgeiz, aber auch von den Prophezeiungen dreier Hexen ist der Soldat im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gegangen, hat den dekadenten Herrscher Duncan ebenso wie - aus reiner Paranoia - seinen besten Freund Banquo eliminiert und verfällt, von Schuldgefühlen geplagt, zunehmend dem Wahnsinn.

Nun hat sich die Bonn University Shakespeare Company (BUSC) dieses berühmten Stoffes angenommen und ihn in ihrer aktuellen Produktion, die am vergangenen Donnerstag in der restlos ausverkauften Brotfabrik unter der Regie von Marian Blok eine umjubelten Premiere feierte, durch optische Modernisierungen in eine Dystopie verwandelt.

Kostüme, Technik und das gesamte Potenzial des riesigen Ensembles, alles passt. Doch inmitten des opulenten Spektakels bleibt der Blick immer auf der emotionalen Schieflage Macbeths - nicht zuletzt dank eines Hauptdarstellers, der dieser Zerrüttung mit bemerkenswerter Intensität ein Gesicht gibt. Thomas Pähler liefert in der Titelrolle eine exzellente Leistung ab. Sein Macbeth schwankt permanent zwischen Skrupellosigkeit und Instabilität, ist Sinn- und Zerrbild der irren Diktators, der im Laufe der Zeit jedes menschliche Gefühl bis auf die Wut opfert. Auch seine Frau, die in immer unterstützt hat, bleibt auf der Strecke - Imke Lichterfeld verleiht ihr vor allem in der zweiten Hälfte des Stücks eine faszinierende Verletzlichkeit, statt die Figur zur eiskalten Planerin zu stilisieren. Stark auch Ben Heering als Banquo, der immer präsent ist, mit Bühne und Figuren hervorragend interagiert und lediglich als Geist ein wenig auf der Stelle tritt. Für einen der emotionalsten Momente des Stücks sorgt aber Esther Takats als Macduff: Ihre Verzweiflung nach dem Mord an ihrer Frau und ihren Kindern durch Macbeth trifft tief ins Herz. Lacher generieren derweil Marc Erlhöfer als fast schon tuntiger König Duncan sowie Tobias Ebel, der als betrunkener Pförtner das Zwerchfell reizt.

Trotz des engagierten Ensembles und einer wirklich phänomenalen Arbeit bei Maske und Kostümen sowie des kreativen Einsatzes eines Nachrichten- und späteren Propaganda-Tickers weist "Macbeth" auch die ein oder andere Schwäche auf - vor allem einige Inszenierungsideen hätten mehr Konsequenz vertragen. So wirkt das Schalten und Walten der oft im Schatten agierenden Hexen (Christine Lehnen, Janine Lockwood und Robin Hemmersbach) seltsam planlos.

Immer wieder greifen sie ein, reichen Macbeth den für Duncan bestimmten Dolch, helfen bei der Ermordung Banquos und schützen am Ende gar Macduff, um ihre Weissagungen Realität werden zu lassen, doch Gründe für diese über Shakespeares Text hinausgehenden Taten werden nicht offenbar. Da hätte die Regie mehr rausholen können, zumal die drei Schauspieler ihre Rollen mit sardonischem Grinsen souverän ausfüllen. Insgesamt zeigt die BUSC aber einmal mehr, warum sie aus dem Bonner Kulturbetrieb nicht mehr wegzudenken ist.

Termine: Für den 12., 14. und 17. Dezember (jeweils 20 Uhr) gibt es noch Restkarten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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