Die drei Erzengel meistern schwierige Hürden

Das Collegium musicum führt Haydns berühmtes Oratorium "Die Schöpfung" in der Pfarrkirche Sankt Johann Baptist in Bad Honnef auf

Virtuoser Klangkörper:  Unter der Gesamtleitung von Ulrich Hülder bieten Chor, Orchester und Solisten den Zuhörern einen Kunstgenuss höchster Güte.

Virtuoser Klangkörper: Unter der Gesamtleitung von Ulrich Hülder bieten Chor, Orchester und Solisten den Zuhörern einen Kunstgenuss höchster Güte.

Foto: Frank Homann

Bad Honnef. " . . .und Gott sah jedes Ding, was er gemacht hatte; und es war sehr gut", heißt es ziemlich am Schluss des Oratoriums "Die Schöpfung" von Haydn. "Sehr gut" - dies Prädikat gilt auch für die Aufführung durch das Collegium musicum Bad Honnef in der überfüllten Pfarrkirche Sankt Johann Baptist.

Am Ende erhoben sich die zahlreichen Besucher, um die Künstler mit stehenden Ovationen zu feiern. Das erinnerte an die Geschichte, die sich um eine Aufführung rankt, bei der Joseph Haydn einen einzigartigen Triumph erleben konnte.

Es war Ende März 1808, wenige Tage vor Vollendung seines 76. Lebensjahres, als der Komponist an der faszinierenden Stelle "Und es ward Licht" von den spontan von ihren Sitzen aufspringenden Zuhörern, darunter Beethoven, mit nicht enden wollendem Jubel überschüttet wurde. "Und es ward Licht": Diese Zeile rezitierte auch Pfarrer Monsignore Franz Lurz zu Beginn, als er die Gäste in dem Gotteshaus willkommen hieß.

Dabei begrüßte er besonders Wilhelm Nellessen, der mit dem Collegium musicum über Jahrzehnte hinweg als Dirigent, Chorleiter und Manager verbunden war. Seine Nachfolger - Ulrich Hülder als Chef des Chores und Rolf Beitzel als Leiter des Orchesters - hatten ihre Musiker und Sänger bestens für diese erste Co-Produktion unter Doppel-Regie präpariert. Unter der Gesamtleitung von Hülder zelebrierten diese einen Kunstgenuss und eine sehr ausgewogene Leistung.

Unterstützung erhielt der Chor dabei von einigen Mitgliedern des Vokalensembles Kontrapunkt Bonn und des Bonner Männergesangvereins 1859; die Bläser rekrutierten sich teilweise aus dem Beethovenorchester. Große Spannung hatte zur Generalprobe geherrscht, bei der erstmals alle Künstler vereint waren.

Nicht ohne Hürden gestaltete sich dabei der Einsatz der Solisten, also der drei Erzengel Gabriel (Sopran), Uriel (Tenor) und Raphael (Bass), die die Schöpfungsgeschichte in Rezitativen und Arien vorzutragen haben. So sprang die Sopranistin Sabine Kallhammer vom WDR-Rundfunkchor in letzter Minute für die erkrankte Eva Budde ein.

Und der Bass, Jan Pawel Nowacki, der ein Engagement an der Berner Oper hat, stand, von der Schweiz kommend, im Stau. Er hatte dann erst am Sonntagmorgen Gelegenheit zur Probe. Den Uriel sang Tenor Alexej Burmistrow aus Karlsruhe. Trotz dieser Probleme meisterten die stimmlich überzeugenden Solisten ihre Aufgabe bestens. Und der Chor, der hinzutritt, um die dramatischen Höhepunkte der Geschichte zu unterstreichen, machte seine Sache ebenfalls sehr gut.

Ergreifende Momente, als nach der Instrumental-Einleitung unter der Überschrift "Die Vorstellung des Chaos" Raphael die Worte der Schöpfungsgeschichte verkündete und der Chor leise einsetzte, um bei den Worten "und es ward Licht" in strahlendes Fortissimo auszubrechen. Unterstützt dabei vom gesamten Orchester.

Machtvoll dann auch am Ende des ersten Teils, in dem Licht und Dunkel, Meer und Land, Wiesen und Wälder entstehen, der Chor mit "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes". Zuvor war die Sopran-Arie "Nun beut die Flur das frische Grün" zu hören, die als eine der schönsten Eingebungen des Haydn'schen Genius gilt und von Sabine Kallhammer hingebungsvoll umgesetzt wurde.

Den zweiten Teil, in dem die Erschaffung aller Geschöpfe beschrieben wird, beendete der Chor mit dem Jubelhymnus "Vollendet ist das große Werk" ebenfalls bravourös. Anerkennung verdienten sich auch Christian Evers (Violoncello) und Rolf Beitzel (Cembalo), die meistens die Rezitative und Arien begleiteten. Das andächtig lauschende Honnefer Publikum durfte zufrieden sein.

Übrigens, der Schöpfer des Oratoriums, der die Idee dazu aus London mitgebracht und sie 1798 verwirklicht hatte, faltete bei der berühmten Aufführung 1808 nach Ausbruch der Jubelstürme die Hände zum Gebet. Der bescheidene Meister sagte unter Tränen der Rührung: "Nicht von mir, von dort oben kommt alles."

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