Bosse in Bonn Die Band gastiert im Kunst!Palast

BONN · Auf dem Video zu dem melancholischen Lied "Familienfest" des Hamburgers Axel Bosse sieht man nichts außer dem traurig dreinschauenden Gesicht der Schauspielerion Fritzi Haberland.

 Sänger Axel Bosse.

Sänger Axel Bosse.

Foto: dpa

Ihre Züge verraten, worum es hier geht: Um die Dämonen, die vielleicht jede Familie irgendwann heimsuchen. Aber Bosse, wie der heute Abend im Bonner Kunst!Palast gastierende Musiker sich kurz und bündig nennt, steht mit seinem fünften Album "Kraniche" auch für tanzbare Musik, für Leidenschaft und Sommergefühle.

"Istanbul" etwa ist eine gut gelaunte Hymne auf die türkische Metropole, wohin er sich mit seiner Frau und seiner Tochter für eine Weile zurückgezogen hatte. "Wir haben direkt am Taksim Platz gewohnt. Vom Balkon konnten wir Schiffe sehen, und vor der Tür war die Straße Tag und Nacht überfüllt. Und irgendwann zwischen Gewusel und Boot fahren kamen dann auch die Melodien und Ideen wieder", erinnert er sich auf seiner Homepage an die inspirierende Zeit am Bosporus.

Die Lebensfreude, die auf "Kraniche" so zum Ausdruck kommt, wirkt vielleicht deshalb so ehrlich, weil sie nicht selten einen bitteren Nebengeschmack hat. In dem Lied "Schönste Zeit" findet man sich plötzlich mitten im Frühling des Jahres 1994 wieder, wo der Sänger die Zeit der ersten Liebe beschreibt, ein Lied, das zum Mitsingen einlädt. Aber irgendwie ist einem ein bisschen seltsam zumute, wenn er singt, "an dem Tag, als Kurt Cobain starb, lagst du in meinen Armen, das war die schönste Zeit, weil alles dort begann". Das Leben ist halt immer von Tod umgeben.

Bosse selbst findet seine Musik heute "verspielter". Mag sein, dass es daran liegt, dass viele Lieder unter der Sonne Istanbuls entstanden und in Umbrien aufgenommen wurden. Aber auch die musikalischen Mitstreiter des 33-Jährigen dürften daran nicht ganz unschuldig sein. Philip Steinke, der schon das Hamburger Pop-Duo Boy ("Little Wonders") produzierte, hat das Album abgemischt, Boy-Musikerin Valeska Steiner ist zudem als Backgroundsängerin dabei. Für emotionale Höhepunkte sorgt vor allem aber der Trompeter Martin Wenk, der seine Kunst sonst gern der Band Calexico zur Verfügung stellt.

Bosse spielt heute Abend, 19 Uhr, im Kunst!Palast. Karten in den bonnticketshops der GA-Zweigstellen und an der Abendkasse.

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