"Basis Künstlerarchiv" Die Ausstellung zeigt Nachlässe aus dem Archiv der Stiftung Kunstfonds

BRAUWEILER · Wer übernimmt mein Werk, wenn ich nicht mehr lebe?" Diese Frage stellen sich immer mehr Künstler, wie Karin Lingl, Geschäftsführerin der Stiftung Kunstfonds weiß, die das 2010 in Pulheim-Brauweiler eröffnete Archiv für Künstlernachlässe betreibt.

 Ludger Gerdes schuf das Modell "Schiff für Münster" und das Gemälde an der Rückwand.

Ludger Gerdes schuf das Modell "Schiff für Münster" und das Gemälde an der Rückwand.

Foto: Rosenbaum

50.000 Arbeiten sind hier inzwischen auf 2000 Quadratmetern versammelt - Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Skizzen, Modelle, persönliche Dokumente und vieles mehr. 27 Nachlässe respektive Vorlässe beherbergen die Räumlichkeiten, die der Landschaftsverband Rheinland zur Verfügung stellt, derzeit.

Das Archiv, in Deutschland das größte seiner Art, füllt die Leerstelle zwischen Atelier und Museum und ist ein gefragter Leihgeber für Ausstellungshäuser. Zugleich bergen die unterschiedlichen Konvolute eine Fülle von Material für die kunstwissenschaftliche Forschung, auf das Doktoranden in steigender Zahl zugreifen. "Wenn jemand die Entwicklung eines Künstlers nachvollziehen will, findet er hier die Quellen dafür", so Lingl. Eine Jury aus Künstlern, Galeristen und Museumsleuten entscheidet auf einer jährlichen Sitzung über Annahme oder Ablehnung.

Geguckt wird "mit der Qualitätsbrille", wie Karin Lingl berichtet. Bedingung ist außerdem, dass die Werke dem Archiv als Schenkung übereignet werden. Längst ist abzusehen, dass die Kapazitäten bald erschöpft sein werden.

Ein geplanter Erweiterungsbau liegt aus finanziellen Gründen zwar derzeit auf Eis; für die Ausstellung "Basis Künstlerarchiv", die Staatsminister Bernd Neumann am Montagabend eröffnet, aber wurde an der dafür vorgesehenen Stelle ein temporärer Pavillon errichtet. Hier kann man anhand von vier ganz unterschiedlichen Künstlern einen exemplarischen Einblick in die Aufgabenstellungen des Archivs und die Beschaffenheit der Nachlässe gewinnen.

Der Beuys-Schüler Reiner Ruthenbeck (Jg. 1937), Fotograf, Bildhauer und Objektkünstler, hat Teile seines Werks bereits zu Lebzeiten übergeben. In der Ausstellung sind fein ausbalancierte geometrische Formen aus mattem Metall zu sehen.

In dem Ludger Gerdes (1954-2008) gewidmeten Raum kann man an der Entstehung seines Werks für die documenta VII und dem "Schiff für Münster" teilhaben, das er 1987 für die dortigen Skulpturprojekte entwarf. Skizzen, Vorzeichnungen, Aquarelle, ein Modell, zahlreiche Notizen und Auszüge aus dem Schriftverkehr mit Kurator Kasper König machen die Denk- und Arbeitsweise des Künstlers für Besucher auf anschauliche Weise greifbar.

Der dritte Raum befasst sich mit dem Maler Gerhard Wind (1928-1992), der mit abstrakt-geometrischen, streng tektonischen Kompositionen bekannt wurde. Anhand von Skizzenbüchern und anderen Archivalien kann man am Formfindungsprozess teilhaben. Fritz Rahmann (1938-2006) war Mitglied des 1980 gegründeten "Büro Berlin", das mit künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum Aufsehen erregte, bei denen der gebürtige Wuppertaler als Ideengeber und Kommunikator fungierte.

Eine Dia-Projektion und Fotografien erinnern an eine Installation in einem Berliner Abbrisshaus, das unter Rahmanns Regie eine Woche lang zum Schauplatz für raumbezogene, situative Arbeiten wurde.

Bis 31.07. Di/Do 10-13 Uhr, Mi/Do 14-16 Uhr. Auf der Insel 1, Pulheim-Brauweiler.

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