Die Alternative: Beethovens Neunte für zwei Klaviere

Klavierduo Edith Klukon und Dezsö Ranki auf dem Bonner Petersberg

Bonn. "Der Flügel ist der beste Schauspieler unter den Instrumenten", befand Ferrucio Busoni. Und gleich zwei davon sind vermutlich auch in der Lage, Beethovens in Form und Anspruch exzeptionelle neunte Sinfonie ohne Bedeutungsverlust wiederzugeben. Zumindest schien Franz Liszt dieser Meinung, als er im Jahre 1851 damit begann, seine Fassung für zwei Klaviere zu erarbeiten. Zeitgenössische Kritiker rühmten die Texttreue des Werkes, denn Liszt hatte Bearbeitungen früherer Beethovenscher Sinfonien auch zur Demonstration pianistischer Virtuosität genutzt und manch schwierige Passage eigenmächtig hinzukomponiert. Dagegen sei die Fassung der Neunten für zwei Klaviere wirkungsvoll wie ein "Daguerreotypbild im Vergleich mit der Natur des Gegenstandes", wie der Kapellmeister Louis Köhler urteilte.

In der Rotunde des Gästehauses Petersberg präsentierten sich Edith Klukon und Dezsö Ranki als Klavierduo von großem Format. Ihr präzises und instinktsicheres Zusammenspiel lieferte eine transparente Darstellung des vor allem im ersten Satz komplexen Motivspiels. Das Scherzo wurde scharf und pointiert gezeichnet, das Adagio erhielt zarte Melancholie, das Finale erglänzte in orchestraler Prachtentfaltung.

Durch die Verteilung des Orchestersatzes auf zwei Klaviere konnte Liszt die originale Klangbalance der Instrumentalgruppen weitgehend beibehalten. Trotzdem darf man aus heutiger Sicht hinter die Bearbeitung ein Fragezeichen setzen. Zu eng sind die Themen mit ihrer orchestralen Dimension verbunden, zu sehr vermisst man den Text im Finale. Liszt dagegen konnte sich offenbar ein Verständnis der Neunten über den Umweg von Zitaten aus Goethes "Faust" vorstellen, die den einzelnen Sätzen zugeordnet wurden. Gleichwohl war die Aufführung ein reizvoller Programmpunkt innerhalb des Beethovenfestes, gleichsam die Antwort auf die Orchesterfassung der Hammerklaviersonate von Felix Weingartner.

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