Bonner Oper "Deutschland to go" mit Mathias Richling
BONN · Beim Betrachten des Bühnenbilds flackert sogleich die Assoziation "Boulevardtheater" auf. Zwei frei stehende Türrahmen mit Einsatz und jede Menge aufgestapelte Reisekoffer in vielerlei Dekor. So gibt es die Hartschalenkoffer auch in Schwarz, Rot und - na ja, Gold ist es zwar nicht, aber immerhin Sattgelb.
Der auf der Bühne des Bonner Opernhauses umherwieselnde Mann mit der Nickelbrille und dem während 90 Minuten (plus Zugaben) nicht versiegenden Wortschwall wird sie nebeneinander stellen, mehrfach, und dem deutschen Vaterlande ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis ausstellen.
"Unsere Freiheit ist eigentlich die Freiheit der Terroristen", sagt Mathias Richling im letzten Drittel seines gewohnt atemlosen, aktuellen Programms "Deutschland to go". Und weiter: "Wir haben nichts für unsere Freiheit getan. Wir sind schon so weit vorangekommen im Abschaffen dessen, was ja eigentlich der Terrorismus zerstören wollte."
Gewohnt brillant - die Uli-Hoeneß-Einlage ausgenommen - sind die Politiker- und Promiparodien. Wenn er etwa Angela Merkel parodiert, verzichtet er auf lautmalerische oder grimassierende Schauwerte, auch die überstrapazierte Merkel-Raute lässt er beiseite. Bei Richling zählt der Inhalt, und der ist bezwingend gut. Hans-Dietrich Genscher widmet er keine herkömmliche Parodie, sondern eher eine satirische Hommage.
"Die Politik hatte schon Konkurs angemeldet und sich nur retten können durch eine Fusion mit den Talkshows", stellt Richling eine zwar zutreffende, aber eben auch offensichtliche Diagnose. Außer einem leidlich witzigen Wortspiel ("Quark aber ungefähr mit Frank Aufgeblasberg") wird da nichts nachgeliefert. Seine Schäuble-Parodie, in der Sozialhilfeempfänger als "Sperrmüll" bezeichnet werden, ist die schärfste und gelungenste des Abends. Ein Abend, der Richlings enormes Können unterstreicht, aber noch lange keine Sternstunde des Politkabaretts ist.
