Düsseldorfer Capitol-Theater Deutsche Erstaufführung des Broadway-Musicals "Shrek"

Nein, einen "Shrek" - was ja auf Jiddisch "Schrecken" bedeutet - brauchte man nicht zu bekommen, als man am Sonntagabend das Düsseldorfer Capitol-Theaters betrat. Auch wenn man sofort von grüngesichtigen Menschen, Oger-Doubles und grünen Hemden und Krawatten umgeben war.

 Perfektes Duo: Shrek (Andreas Lichtenberger) und der Esel (Andreas Wolfram) sorgen für Lacher.

Perfektes Duo: Shrek (Andreas Lichtenberger) und der Esel (Andreas Wolfram) sorgen für Lacher.

Foto: Thomas Brill

Eine Art "Rocky Horror Show"-Party der, meist erwachsenen, Fans des Animation-Kultfilms "Shrek", auf dem das 2009 am Broadway uraufgeführte Musical beruht. Obwohl der Story das gleichnamige Kinderbuch von William Steig zugrunde liegt, sind Film und Musical doch eher ein Märchen für Erwachsene, das die Topoi der europäischen Märchen und der Disney-Zeichentrickfilme schamlos ausnutzt, um mit ironischer Zitaten-Wut die heile Welt der Vorbilder höchst vergnüglich zu demontieren.

"Du bist jetzt sieben, komm bitte nicht zurück!", sagen Papa und Mama Oger und schicken ihren Sprössling in den Sumpf, wo er einsam und allein aufwächst. Als eines Tages der zwergenhafte Fürst Farquaad alle Märchenfiguren seines Reiches dorthin verbannt, ist es vorbei mit der Ruhe. Shrek macht sich mit einem, sich ihm aufdrängenden Esel auf den Weg zum Schloss, um den Fürsten zur "Rücknahme" der unliebsamen Gäste zu bitten. Farquaad willigt ein, wenn Shrek ihm im Gegenzug Prinzessin Fiona aus den Fängen des Drachen befreit, weil er sie heiraten will, um endlich König zu werden. Doch es kommt, wie es im Märchen kommen muss: Fiona verliebt sich in Shrek, und der Esel bandelt mit dem Drachen an...

Es ist der Bühnenzauber, den Sam Madwar mit fantasievollen, wie von Geisterhand bewegten Kulissen und animierten Hintergrundprojektionen veranstaltet, der einen sofort ins Geschehen hineinzieht. Und die an das Broadway-Original angelehnten Kostüme und Masken von Mario Reichlin und Sarah Kleindienst sind ein weiterer Augenschmaus. Leider kommen die Ohren bei "Shrek" selten auf ihre Kosten, weil die Musik von Jeanine Tesori wenig Talent atmet.

Bis auf Fionas "Heut ist der Tag", bleibt kein Song im Ohr. Die (deutschen) Liedtexte passen sich zudem widerstandslos dem faden Original an. Immerhin zeigt sich Choreografin Kim Duddy auf der Höhe ihrer Kunst: Der Ratten-Stepp ist einfach affenscharf! Überhaupt erreicht das Tanzensemble eine Perfektion, wie man sie selten auf deutschen Musical-Bühnen sieht.

Es sind aber letztlich die einfallsreiche Regie und präzise Schauspielführung von Andreas Gergen, die die zwischen süßlicher "Disney"-Moral und hintersinnig-skurillem Monty-Python-Humor angesiedelte Story auf Tempo halten. Hinzu kommt die Spielfreude der Darsteller, von denen Carsten Lepper (Farquaad) schier Unglaubliches vollbringt, weil er die ganze Zeit - mit an der Hüfte befestigten Stoffbeinen - auf den Knien rumrutschen muss.

Andreas Wolfram räumt als Esel fast jede Szene ab, in der er auftritt. Den eigentlich zum Fürchten aussehenden Shrek könnte man immerzu knuddeln, weil Andreas Lichtenberger ihm soviel "Menschlichkeit" verleiht. Und keine Frage: Die liebreizende Bettina Mönch (Fiona) mit ihrer wunderbaren Stimme möchte man am liebsten selbst vor dem Drachen retten. Obwohl - Vorsicht ist angebracht: Nachts wird sie grün, und wenn sie trällert, zerplatzen die Nachtigallen.

Capitol-Theater, Düsseldorf, drei Stunden, eine Pause. Bis 4. Januar 2015 täglich außer Mo und Di. Tickets gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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