Frauenmuseum Deutsch-chinesisches Kunstprojekt mit 16 Teilnehmerinnen

BONN · Mit einem dreirädrigen Fiakermobil, genannt "San Beng Zi", holpern Wendy Hack und Zhang Xuejiao über das weitläufige Straßenpflaster von Chengdu, Partnerstadt von Bonn.

 Kleinkindwelten, die sich zwischen Geborgenheit und Eingrenzung bewegen: Gemälde von Gao Yi.

Kleinkindwelten, die sich zwischen Geborgenheit und Eingrenzung bewegen: Gemälde von Gao Yi.

Foto: Frauenmuseum

Im Kuriosum dieses Taxifossils kann man jetzt das von Zhang auf der Stadtrundfahrt gedrehte, gründlich verwackelte Video in Augenschein nehmen; die hier projizierten Eindrücke von Markt- und Straßentreiben vertiefen Farbaufnahmen und Gemälde. Ähnlich lebhaft, gleichwohl mit straffer Klarheit gegliedert ist die von China-Insiderin Hack arrangierte Ausstellung "Today's Dynastie".

Das deutsch-chinesische Kooperationsprojekt findet im Rahmen der kommunalen Initiative "Crossing Borders" statt. Es wird bestritten von neun chinesischen und sieben deutschen Künstlerinnen. Zur chinesischen Abordnung zählen jeweils zwei Studierende und Diplomaten aus der Malerei Klasse von Ulrika Eller-Rüter, Alanus Hochschule Alfter.

Auftakt bildet eine kollektive Inszenierung, mit der die chinesischen Gäste das Bonner Ambiente erkunden. Mit einem verdreht an der Decke pendelnden Fernoststuhlpaar verspricht die Australierin Hack, einen frischen, unverfälschten Blick auf China, wo aktuell "die Welt auf dem Kopf steht". Was aus chinesischen Blickwinkeln umgewälzt wird, sind vornehmlich Bereiche Kunst im Spiegel von Geschichte und Gegenwart, Alltag, Gesellschaft oder Natur. In locker ineinandergreifenden Dialogen zwischen abstrakten und gegenständlichen Bildwelten dominieren Experimentierfreude, kontemplatives Flair und Esprit.

Bleibende Eindrücke hinterlassen etwa der von BToy porträtierte weibliche Milizen-Aufmarsch (Sprühlack/Stencil) sowie eine wunderbar stille, prägnante Installation von Monika Stubigs: "Gedan Barai", die mit einem sinnbildlichen Ordnungssystem von 104 roten Tüten, rückseitig tätowiert mit skizzenhaften Gesichtsumrissen chinesischer Dissidenten konfrontiert. In ihrer dramatischen Inszenierung der letzten chinesischen Kaiserin pointiert Marianne Pitzen die enge Beziehung zwischen Staatsprunk, Macht und Gewalt.

Aus dem Kreis der Alanus Hochschule kristallisieren sich geistreiche Brüche mit der Tradition des Rollbildes (Stickerei, Malerei von Yao Yao), bizarre Bildarchitekturen (Hsieh Tsan-Yu) dramatische Inszenierungen (Maler Zhe Wang) sowie die tiefgründigen Menschenstudien einer Bimeng Cordovan heraus. Ellen Sinzig polarisiert kalligraphisches Energiepotenzial mit der Statik von (am Computer entwickelten) Mustern.

Frauenmuseum Bonn, Im Krausfeld 10, bis 9. März 2014. Di-Sa 14 bis 18 Uhr, So 11 bis 18 Uhr

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