"Der Welt ist schlecht, der Welt ist schlecht!"

Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen läuten die "Pink Punk Pantheon"-Session in Bonn ein

Bonn. Und dann noch die Botschaft: "Gehen sie `raus, und trinken sie gegen den Terror!" Beherzigenswert - obgleich es den ohnehin glatten, schneehellen Heimweg nicht sicherer macht. Aber "Sicherheit"? Heute? Heute doch kaum stabiler als Schaum in der Kölschflöte; und so gibt der Blick ins Glas - nach dem Motto: Bewusster trinken! - symbolisch Aufschluss über die allgemeine Lage, getreu Hermann Schwaderlappens prickelnder, auch grammatikalisch nicht unoriginellen, Adorno-Rezeption: "Der Welt ist schlecht, der Welt ist schlecht!"

Wie würde Pink Punk Pantheon, die traditionelle Karnevalsrevue, auf die Bedrohung durch den Terrorismus reagieren? Unsicher, wie das Publikum, welches das Premieren-"Verkleidungsmuss" - von Ausnahmen abgesehen - verschämt ignorierte? No way! Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) und Fritz Litzmann (Rainer Pause), unsere "Experten" - und ausgebuffte Vorständler des Heimatvereins "Rhenania" und 1. FKKvB n.V. 1983 - johlen dem Terror ein pappnasiges "Kusch" und "Tusch". Und überhaupt: In dieser Session holen wir die Welt ins Haus, schmücken uns mit dem Witz des Türken, der Erotik der Perserin und dem singenden Charme des Franzosen Schäng - und das ist auch gut so.

Apropos gut-so. Beim Einzugs-Defilee der Gladiatoren gingen manchem die Augen über, schritt doch fast an der Spitze ein verschleiertes Brautpaar, dessen Kontur als Fritz und Herrmann "identifiziert" (Fritz, später am Abend) werden konnte. Fritz und Hermann im Bund der Ehe, okay, wird sind tolerant, aber es drängte sich die Frage auf, ob mit derart zur Schau gestellter gegenseitiger Affirmation der Einsatz für`s rheinische Brauchtum noch entschieden genug geführt werden konnte. Die Zweifel an ihrer Kampffähigkeit sollten schnell verfliegen. "Wir hatten gedacht, wenn wir uns eh streiten, dann können wir auch heiraten".

Wie wahr. Vor allem ging es darum, arroganten Berliner Schnäuzchen in dieser Prestigeangelegenheit keinesfalls den Vortritt zu lassen. Nicht das bayrische "mir san mir", die Selbstdefinition des Rheinländers formiert sich nervös und gleichsam ex negativo. "Gegen": Den Terror, die Beueler, gegen die "längste Toilette der Welt", gegen die Berliner und, was unser "Paar" betrifft - natürlich gegeneinander.

Alle Mitwirkenden der trashig-lässigen Nummernrevue zu nennen - fast jeder ein winner - sprengte den Rahmen; das Team ist der Star. Das Baby will schaukeln, und damit sind wir bei den "Villich Piepel". Gewandet wie die Vorbilder mit Federputz, Helm und Stetson, sorgen sie, mal rock-bretternd, mal zart für das klangliche Unterfutter, den Groove, ohne den ein langer Abend den Halt verlöre. Besonders schön die Hommage an Bécaud, durch Jean, mit "Nathalie", Herrmanns Heesters-Parodie, der schmelzende Abschied zur alten Melodie: "Der Abend ist vor-ü-ber / uns fällt nichts mehr ein..."

Termine: 2.-6., 9.-13., 17.-21., 23.-26 und 29.-31. Januar, 1.-2., 4.-7., 9.-12. Februar, jeweils 19 Uhr; Karten: (0228) 21 25 21.

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