Kölner Philharmonie Der Virtuose als Poet

KÖLN · Kann man bei Arcadi Volodos von Janusköpfigkeit sprechen? Die erste CD-Aufnahme des Pianisten Arcadi Volodos galt Transkriptionen, darunter die Carmen-Variationen von Vladimir Horowitz. Da es keine Noten von diesem Bravourstück gibt, hat es Volodos durch permanentes Abhören schriftlich fixiert.

 Entspannte Probe: Pianist Arcadi Volodos vor dem Konzert in der Kölner Philharmonie.

Entspannte Probe: Pianist Arcadi Volodos vor dem Konzert in der Kölner Philharmonie.

Foto: Thomas Brill

Bei seinem jetzigen Kölner Auftritt gab ihm eine Pièce von Manuel de Falla Gelegenheit, seine in der Tat stupende Brillanz unter Beweis zu stellen. Aber so, wie Volodos Klavierwettbewerbe wegen ihres oft so sportiven Charakters nicht sonderlich schätzt, geht er als Interpret trotz seines phänomenalen technischen Könnens äußerlichem Virtuosentum doch eher aus dem Wege.

Seine Sympathie für romantische Klaviermusik deutscher Provenienz demonstrierte er jetzt in der Philharmonie. Die noch etwas hölzern anmutende Sonate D 279 des jungen Franz Schubert wird vermutlich ein Außenseiterwerk bleiben. Wenn man sie aufführt, dann also unbedingt mit einem sublim weichen, aber unverzärtelten Anschlag, wie er Volodos zur Verfügung steht. Einige wenige Pedalnebel zu Beginn trübten den schönen Eindruck nicht wesentlich.

Seit einiger Zeit hat der Volodos den Komponisten Federico Mompou für sich entdeckt, ihm sogar eine komplette CD gewidmet. Mompou war Einzelgänger, wandelte musiksprachlich auf entlegenen Pfaden. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts schrieb er "Musica callada", einsame Musik also.

Die in dieser aus vier Heften bestehenden Sammlung enthaltenen Miniaturen sind ausgesprochen meditativ gehalten, wirken gänzlich in sich gekehrt, mitunter leicht spröde, doch immer klanglich weich und unmittelbar in der Wirkung. Volodos gab sich als Poet am Klavier, versenkte sich in die Musik mit seiner ganzen Körpergestik.

Auch die von nur wenigen lebhaften Intermezzi durchzogenen "Kinderszenen" Robert Schumanns gestaltete er wie eine "Träumerei"; solcherart ist nicht von ungefähr das siebente Stück übertitelt. Diesem Horowitz-Favorit versagte der Pianist allzu süßliche Tempodehnungen, gestaltete agogisch dezent. Im Finalsatz "Der Dichter spricht" gönnte er der Musik allerdings einen ausgesprochen weiten Atem.

Ein stärkerer Feuergeist waltet bei Schumanns Fantasie opus 17, und ihm kam Volodos wie vorgeschrieben "leidenschaftlich" nach. Doch insgesamt dominierte auch hier ein verhaltener Ausdruck. Beim zugegebenen "Vogel als Prophet" ("Waldszenen") glitzerte es ein wenig, doch Bach war dann wieder Kontemplation pur.

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