Trajektkreisel „Der Stahl scheint zu tanzen“

Bundesjustizminister Heiko Maas hat die Skulptur von Bernar Venet auf dem Trajektkreisel an der B 9 übergeben. Stiftung plant bis 2030 insgesamt 17 Skulpturen im Bonner Stadtgebiet

 Einblicke, Ausblicke und Durchblicke: Von jeder Perspektive aus sieht Bernar Venets Stahlskulptur auf dem Trajektknoten anders aus.

Einblicke, Ausblicke und Durchblicke: Von jeder Perspektive aus sieht Bernar Venets Stahlskulptur auf dem Trajektknoten anders aus.

Foto: Volker Lannert

Insgesamt 14 aufeinander zustrebende Stahlbögen, 17 Meter hoch, 42 Tonnen schwer: „Arc '89“ ist wahrlich ein Monster von Skulptur. Mitten auf dem Trajektkreisel an der B 9, schräg gegenüber der Bundeskunsthalle, erhebt sich das vom französischen Bildhauer Bernar Venet geschaffene Monument nun schon seit einiger Zeit in den Himmel – gestern ist es nun durch Bundesjustizminister Heiko Maas, der den auf einem kleinen Parteitag weilenden Sigmar Gabriel vertrat, und durch Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan offiziell eingeweiht worden.

„An diesem Kunstwerk kommt man nicht vorbei“, betonte Maas, „und so werden alle damit konfrontiert, auch jene, die sonst eher nicht ins Museum gehen.“ Einige würden es bewundern, andere sich nur darüber wundern. „Aber sie alle werden sich eine Meinung bilden. Und das ist etwas, was wir auch im übertragenen Sinne in diesen Zeiten sehr gut brauchen können.“ Diesen Diskurs fordert auch die Stiftung für Kunst und Kultur, die „Arc '89“ als nunmehr dritte Skulptur im öffentlichen Raum aus privaten Mitteln finanziert hat.

Schon im März 2014, bei der Einweihung des von Markus Lüpertz geschaffenen Beethovenkopfes am Alten Zoll, hatte der Stiftungsvorsitzende Walter Smerling die Auseinandersetzung zur wünschenswerten Konsequenz erhoben. „Kunst verliert nie den Anspruch, aufregend zu sein“, sagte er damals. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ganz im Gegenteil: „Je mehr Leserbriefe, um so besser, und so kontrovers wie möglich“, kommentierte Smerling gestern die gespaltenen Reaktionen der Bevölkerung auf die bislang aufgestellten Skulpturen.

Jeder solle angeregt werden, über Kunst nachzudenken, sich selbst ein Bild zu machen – und gerade Venets Monument fordert dies unwiderruflich ein. „Der Stahl scheint zu tanzen“, sagte Smerling über „Arc '89“, das je nach Blickwinkel vollkommen unterschiedlich wirkt. „Das Werk schafft Einblicke, Ausblicke und Durchblicke, wie es nur die Kunst vermag.“ Sowohl Sridharan als auch der Intendant der Bundeskunsthalle, Rein Wolfs, zeigten sich von „Arc '89“ begeistert und dankten der Stiftung für ihr unermüdliches Engagement.

„Das ist eine Bereicherung für die Stadt Bonn“, sagte der Oberbürgermeister über das Konglomerat von zum Objekt gewordenen Linien, die Wolfs als „sichtbare Erinnerung der malerischen Geste“ beschrieb. „Man könnte glauben, wir hätten den Kreisverkehr gezielt für die Skulptur gebaut“, so Sridharan – tatsächlich war es genau umgekehrt. „Wir sind durch die Stadt gegangen und haben versucht, einen Platz für mich zu finden“, reflektierte Bernar Venet selbst die Vorbereitungsphase mit Walter Smerling, „und als ich dann diesen Kreisverkehr sah, war mir klar, dass ich genau an dieser Stelle etwas errichten wollte.“

Dass ihm dies ermöglicht wurde, sah der Künstler als eine besondere Ehre an. „In Düsseldorf nahm ich zum ersten Mal an einer internationalen Ausstellung teil, in Krefeld konnte ich meine erste Retrospektive realisieren“, erzählte er. Und jetzt eben in Bonn der Wiedervereinigung ein Denkmal setzen. „Ich werde wohl für den Rest meines Lebens in Ihrer Schuld stehen“, so Venet ohne jede Spur von Bedauern.

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