Der Radiergummi verdichtet die Form

Henning Bertram zeigt im Siegburger Stadtmuseum architektonische Fragmente

  Architektonische  Fragmente, die er mit Kohle, Tusche oder Öl auf Papier, Karton oder Leinwand mit groben Strukturen erbaut hat, kennzeichnen die Bilder von Henning Bertram.

Architektonische Fragmente, die er mit Kohle, Tusche oder Öl auf Papier, Karton oder Leinwand mit groben Strukturen erbaut hat, kennzeichnen die Bilder von Henning Bertram.

Foto: Lannert

Siegburg. (otn) Schwarz, weiß und braun sind die Farben, die seine Werke dominieren. Mal reißt er seine Objekte mit wenigen Strichen an, mal lässt er sie aus komplexen, voluminösen Formen erwachsen. In beiden Fällen haben sie, obwohl fiktive Vision, einen hohen Wiedererkennungswert.

Den Bildern von Henning Bertram ist nämlich eines gemein: Sie beschäftigen sich mit Architektur. Seit Sonntag zeigt der Kölner Künstler seine Werke im Stadtmuseum.

Bertrams Arbeiten sind architektonische Fragmente, die er mittels Kohle, Tusche oder Öl auf Papier, Karton oder Leinwand mit groben Strukturen erbaut hat. Sie wirken wie schnelle Skizzen, doch sind sie meist Resultat eines langen Schaffensprozesses. Henning Bertram trägt Farbe auf, nimmt sie weg und trägt erneut auf.

Mit dem Radiergummi holt er das Weiß des Grundes zurück, das er zuvor unter Kohlestrichen hat versinken lassen. "Durch das Auftragen und Wegnehmen von Farbmasse soll das, was ich in meiner Malerei zu bezeichnen suche, sich allmählich zur Form verdichten und seinen Ort im Bild finden", erklärt Bertram.

Die Sujets seiner Werke haben keine realen Vorbilder. Es sind intuitive Architekturversatzstücke, die sich nicht an statische oder funktionale Gesetzlichkeiten halten. Es sind durchweg fiktive Licht-Raum-Situationen, Gewölbe, Brücken- oder Pfeilerabfolgen, einfache Wände oder auch komplexe Festungen.

Trotz Architekturstudiums und mehrjähriger Arbeit als Architekt sieht der 42-Jährige sich als Künstler: "In der Malerei kann ich mein Anliegen besser herausbringen." Bertram studierte "Freie Malerei" an der Berliner Hochschule der Künste und arbeitet seither als Maler. Seinen Ausflug in die Architektur bezeichnet er als "Zwischenspiel, das einen Niederschlag in meiner Malerei gefunden hat".

Während er früher mit mehr Farbe Körperfragmente gemalt hat, beschränkt er sich heute auf vier Farben und die Architektur. Immer wieder sucht er neue Fragestellungen zu ergründen. So zeigt er im Stadtmuseum zwei Werke, die am PC entstanden sind. "Mich hat der Kontrast zwischen traditioneller und moderner Arbeit gereizt."

Seine digitalen Zeichnungen habe er in "Low-Technik" ausgeplottet, damit die Pixel den Unterschied zwischen Computer- und traditioneller Kunst entlarven. Bleibt die Frage nach dem Original: Ist es das Bild auf der Festplatte oder der Ausdruck? Die Antwort bleibt Bertram schuldig.

Die Ausstellung mit Werken von Henning Bertram ist bis 28. März im Stadtmuseum am Markt zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Derwisch am Piano: Iiro Rantala beim
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim JazzfestEin Porträt Venedigs am Piano
Zum Thema
Aus dem Ressort