Lichthupe und Blinker Der Philosoph Markus Gabriel im Kunstverein

Bonn · Nein, ein guter Zuhörer ist er nicht. Selbst knapp formulierte Fragen des Moderators Thomas Fechner-Smarsly und aus dem Publikum bereiten ihm unübersehbare Pein. Markus Gabriel, griffig als "Deutschlands jüngster Philosophieprofessor" angekündigt, ist ein extrem ungeduldiger, wenn nicht gehetzter Mensch.

"Ja, ja", im Wechsel mit "Mmh-mmh", entfährt es ihm stakkatoartig und permanent, während eine Frage an ihn gerichtet wird, und sei sie noch so kurz. Man könnte das als grob unhöflich bezeichnen - aber Gabriel, Jahrgang 1980, Studium in Bonn, Heidelberg, New York und Lissabon, seit 2009 Professor für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Bonner Universität, befindet sich nun einmal auf der Überholspur. Lichthupe und Blinker sind dabei im Dauereinsatz.

Auf Einladung des Literaturhauses stellt Gabriel im Bonner Kunstverein sein aktuelles Werk "Warum es die Welt nicht gibt" vor, mit schulmeisterlichem Eifer und schneidend lauter Stimme. Vier Jahre Hörsaal können dafür nicht der einzige Auslöser sein. Mikrofundamentalismus halte er für "üblen Humbug", und Hegels "Wissenschaft der Logik" sei das beste Philosophiebuch, das je geschrieben wurde. "Es hat bloß einen Nachteil: Es ist falsch."

Häufig liefert Gabriel auch noch eine Art Beipackzettel zu seinen Ausführungen mit ("Jetzt drücke ich mich paradox aus", "Ich mache es jetzt mal so einfach wie möglich" und "In aller Kürze, damit alle folgen"). Einmal in Fahrt gekommen, erreicht die Selbstbeweihräucherung malerische Intensität: "Ich möchte die Farbe mit dem Abstrakten mischen - in gewisser Weise arbeite ich zurzeit wie der späte Malewitsch." Ist das nicht putzig?

Info

Markus Gabriel: Warum es die Welt nicht gibt. Ullstein, 271 Seiten, gebunden; 18 Euro

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