Interview mit Claus von Wagner Der Mann für die "Anstalt" kommt

Claus von Wagner wird als eines der größten Nachwuchstalente der Satireszene gefeiert, erschüttert wöchentlich in der "Heute-Show" das Zwerchfell und soll ab Februar mit Max Uthoff in der ZDF-Sendung "Neues aus der Anstalt"die Nachfolge von Urban Priol und Frank-Markus Barwasser antreten. Dann heißt sie nur noch "Die Anstalt". Am Samstag kommt Claus von Wagner mit seinem Soloprogramm ins Endenicher Haus der Springmaus.

 Schrieb seine Magisterarbeit zum Thema "Politisches Kabarett im deutschen Fernsehen": Claus von Wagner.

Schrieb seine Magisterarbeit zum Thema "Politisches Kabarett im deutschen Fernsehen": Claus von Wagner.

Foto: Simon Büttner

Spreche ich mit dem neuen "Anstalts"-Arzt? Weißer Kittel? Stethoskop?
Claus von Wagner: Ähm (lacht). Es werden noch keine Posten verteilt. Mein Kollege Max Uthoff und ich werden uns ab Februar 2014 um die Satiresendung kümmern. In welcher Form, das werden wir sehen.

Das heißt, das neue Konzept für die "Anstalt" steht noch nicht?
Von Wagner: Keine Sorge, die Sendung ist in guten Händen. Als Max und ich uns getroffen haben, haben wir sehr schnell gemerkt: Das wird was mit uns. Wir brennen für dieselben Themen und haben jetzt schon zu viele Ideen. Aber die Überraschung wollen wir dann doch auf unserer Seite haben.

Und was wird mit Ihnen und der "Heute-Show"? Wer erklärt uns ab Februar, wo der Hammer hängt?
Von Wagner: Der Herr Welke ist ja dann durchaus noch da (lacht). Ich glaube, die Sendungen müssen sich für mich nicht unbedingt ausschließen. Ob ich in der "Heute-Show" bleibe? Tja, irgendjemand muss den Kölnern ja weiterhin sagen, wie man richtig bayerisch redet, oder? (lacht)

Zu Ihrem Bühnenprogramm: Das wird kein normaler Kabarettabend.
Von Wagner: Nein, ich bin im Tresor eingesperrt. Das basiert übrigens auf einer wahren Geschichte und passiert interessanterweise immer wieder. Ich fand das ein sehr passendes Bild für die Finanzkrise. Außerdem hat man im Tresor mal Zeit und Muße, drüber nachzudenken, in was für einem Finanzwesen wir da eigentlich leben.

Das heißt: Wer sind die "feinen Menschen" in Ihrem Programmtitel?
Von Wagner: "Fein" bedeutet grundsätzlich ja etwas Positives. Der Ausdruck "die feinen Herrschaften" dagegen hat klar einen kritischen Aspekt. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich das Programm. Ich frage mich: Wer und was ist eigentlich "fein" in dieser Welt?

Und das passt auch ins Deutschland nach der Wahl?
Von Wagner: Das Tragische ist, dass sich bei Wahlen sehr wenig verändert. Ich beschäftige mich in dem Programm ja nicht direkt mit der Welt der Politik, sondern mit den Sachzwängen, die diese Politik begrenzen. Die Politik sagt ja immer: Wir haben kein Geld, keine Gestaltungsfreiheit. Deshalb habe ich mich auf die Suche nach dem Geld gemacht. Beim Einarbeiten in das Thema habe ich dann gemerkt, wie erschreckend wenig man auf Seiten der sogenannten Experten dazu eigentlich weiß.

Das Ganze läuft aber dann auch nur, weil wir diese Leute einfach machen lassen?
Von Wagner: Ja. Wir beschäftigen uns zu wenig mit Finanzthemen. Das scheint sich aktuell zwar etwas zu bessern, reicht aber noch nicht aus. Ich wollte ein Programm machen, nach dem die Leute raus gehen und sagen: Man kann sich ja doch mit dem normalem Menschenverstand eine politische Meinung über dieses Thema bilden.

Und zwecks Recherche spionieren Sie im ICE die armen Manager aus...
Von Wagner: Die sind ja selbst schuld, wenn sie den ICE als Großraumbüro nutzen. Ich höre halt gerne zu, schau den Leuten auf's Maul und manchmal ... schreibe ich eben eins zu eins mit.

Sitzt im Stück auch ein Stück Claus von Wagner im Tresor?
Von Wagner: Ja tatsächlich, ich verrate aber erst am Schluss, was von den "privaten Dingen", die ich auf der Bühne erzähle, wahr ist. Dazu muss man sich aber das Stück anschauen (lacht).

Ich gebe also weiter: In der Springmaus könnt Ihr erfahren, was das Programm mit dem netten Typen zu tun hat, der aussieht wie Roland Kaiser, aber besser textet...
Von Wagner: Wer bloß diesen irren Vergleich in die Welt gesetzt hat? Ich gebe nur zu, dass ich als Kind mal den Song "Santa Maria" gut fand. Ich betone: Da war ich fünf! FÜNF!

Ihre Magisterarbeit heißt: "Politisches Kabarett im deutschen Fernsehen. Zwischen Gesellschaftskritik und Eigenwerbung". Wollen Sie etwas bewirken?
Von Wagner: Mit Kunst will man das immer. Man kann bloß die Wirkung nicht steuern. Ich stelle das Kunstwerk auf die Bühne. Und die Menschen haben es dann in der Hand, sich der Bilder zu bedienen, die ich da kreiere. Vielleicht helfen sie ja manchem dabei, mit seinem eigenen, diffusen Unbehagen klar zu kommen.

Quintessenz: Ein Bayer in Bonn, ein Bayer bald in Mainz? Kann das gut gehen? Obwohl: Sie sind ja gar kein echter Bayer.
Von Wagner: Nein, ich habe preußische Eltern. Ich saß in Bayern immer zwischen den Stühlen. Ich war schon von klein auf Beobachter von außen. Fürs Kabarett eigentlich eine gute Voraussetzung, oder?

Karten für Claus von Wagners Programm am Samstag, 2. November, ab 20 Uhr in der Endenicher Springmaus, Frongasse, gibt es für 19,80 Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

Zur Person

Claus von Wagner, geboren 1977 in München, schrieb seine Magisterarbeit zum Thema "Politisches Kabarett im deutschen Fernsehen". Er macht seit 1998 Solokabarett und heimst dafür Kabarettpreise ein. Er ist Mitglied im "Ersten deutschen Zwangsensemble" und Außen-Reporter der ZDF-Kultsendung "Heute Show". Im Februar übernimmt er gemeinsam mit Max Uthoff das ZDF-Satiremagazin "Die Anstalt".

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