Franz Willnauer Der Mann, der das Beethovenfest wiederbelebte

BONN · Er nannte es "eine Herausforderung auf die alten Tage". Als Franz Willnauer 1998 die Intendanz und Geschäftsführung der Internationalen Beethovenfeste Bonn übernahm, war er 65. Von "alt" konnte bei dem Kulturmanager freilich keine Rede sein.

 Kreativ, mit Stil und Charme: Franz Willnauer.

Kreativ, mit Stil und Charme: Franz Willnauer.

Foto: dpa

Schier unerschöpfliche Energie paarte sich bei ihm mit Liebenswürdigkeit, als er sich daran machte, das Bonner Festival wiederzubeleben. Fünf Jahre später bescheinigte ihm die Stadt, dem Fest "Glanz und Gestalt" gegeben zu haben. Willnauer selbst mahnte: "Kleinkariert darf das nicht mehr werden." Heute wird er 80 Jahre alt.

Franz Willnauer, geboren im oberösterreichischen Enns, war schon Kulturmanager, als es den Begriff eigentlich noch gar nicht gab. Der Theaterwissenschaftler und Kulturjournalist leitet von 1972 bis 1986 die Kulturabteilung der Bayer AG in Leverkusen, versteht sich dort auf den Spagat zwischen Kunst und Kommerz. Danach kommen die schwierigen Fälle. In Salzburg ist Willnauer der Generalsekretär der Festspiele, hat es mit dem in seinen letzten Lebensjahren nahezu unnahbaren Herbert von Karajan zu tun. Das Schleswig-Holstein Musik Festival ruft ihn als Direktor und Sanierer in einer finanziell prekären Situation.

Danach kommt Bonn. Hier brauchte es die "Bürger für Beethoven" und ihren "Marathon", um der Stadt vor Augen zu führen, dass man ein Beethovenfest nicht einfach aufgeben kann. Willnauer ist der Mann der Stunde. In fünf Jahren baut er ein Festival mit Ausstrahlung und Profil auf, bei seinem Abschied schwärmt die städtische Politik von einem "weltweit bedeutenden Fest". Allerdings gelingt dem Intendanten Nicht alles: Die Ausweitung des Festivals hin nach Düsseldorf, Köln, Wuppertal und Leverkusen erweist sich als glatter Fehlschlag.

Willnauer beobachtet und zieht Konsequenzen. Seine letzten beiden Jahre in Bonn bescheren dem Beethovenfest eine geradezu traumhafte Platzauslastung von 90 Prozent. Willnauer, der Manager mit den exzellenten Kontakten, verpflichtet die großen Orchester, die Berliner und die Wiener Philharmoniker, das Israel Philharmonic und das Orchestre de Paris beispielsweise. Die Liste der Solisten und Dirigenten reicht von Jessye Norman bis Maurizio Pollini, von Simon Rattle bis Zubin Mehta.

Als Franz Willnauer nach fünf Jahren in Bonn die Intendanz an Ilona Schmiel übergibt, ist die Zukunft des Beethovenfests gesichert. Willnauer selbst ist nach wie vor gefragt, als Berater, Ideengeber, Redner. Und er findet Zeit, sich seinen Buchprojekten zu widmen, speziell der Herausgabe der Briefe von Gustav Mahler. In Eingangs- und Zwischentexten lernt man dabei auch den eleganten, kenntnisreichen Autor Willnauer kennen.

In einer Betrachtung über Festivals und Festspiele in Deutschland schreibt Willnauer: "Fantasie ist offensichtlich genauso gefragt wie Hartnäckigkeit, wenn es darum geht, ein Festival durch Krisenzeiten zu steuern." Das klingt wie eine Selbstbeschreibung. Man würde das gern ergänzen. Denn neben Kreativität und Zielstrebigkeit gehört vor allem dies zu Franz Willnauer: Stil und Charme.

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