Bonner Pantheon verkündet das Aus Der letzte Akt?

Bonn · Die Erleichterung am 20. Mai war bei allen Beteiligten groß, als der Stadtrat den Investitionskostenzuschuss von rund 1,6 Millionen Euro für den Umbau der Halle Beuel für das Pantheon beschloss – rückzahlbar als zinsloser Kredit. Der Erleichterung folgte am Dienstag der Schock: Pantheon-Chef Rainer Pause hat die Brocken hingeschmissen.

Im Rathaus sieht man in ratlose Gesichter. Um 12.38 Uhr erreichte Oberbürgermeister Ashok Sridharan die E-Mail von Pause und dessen künstlerischer Leiterin, Martina Steimer. „Wir haben nach über 20 Monaten Verhandlungen die Hoffnung aufgegeben, die erfolgreiche Geschichte des Pantheon in Bonn weiterführen zu können.

Wir hatten uns auf Beuel und eine neue Herausforderung gefreut. (...)Aber wir sind der ewigen Verzögerungen und Unkorrektheiten seitens der Stadt überdrüssig“: Mit schweren Vorwürfen gegen die Stadt beginnt die E-Mail, die zeitgleich auch an Vertreter der Ratsfraktionen sowie der Kultur- und Finanzverwaltung gegangen war.

Die Sätze sind geprägt von Frust und Resignation und lassen kaum darauf hoffen, dass noch ein Sinneswandel möglich ist. „Dann müsste ein Wunder geschehen,“ sagte Martina Steimer dem GA am Nachmittag. Pause selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

"Da haben wir die Reißleine gezogen"

Aber sie glaube nicht mehr an ein Wunder, betonte Steimer. Auf die Frage, was das Pantheon denn nach dem von ihm selbst so überschwänglich gefeierten Ratsbeschluss vom Mai nun zu dem für alle überraschenden Ausstieg aus dem Projekt bewogen habe, wollte sie zunächst konkret nichts sagen. „Wir tragen diese Auseinandersetzung nicht öffentlich aus.“

Dann rückte sie doch ein wenig mit der Sprache heraus: Im Laufe der Vertragsverhandlungen habe die Stadt dem Pantheon eine ganze Reihe zusätzlicher Verantwortlichkeiten und Risiken übertragen wollen. „Da haben wir die Reißleine gezogen. Wir können uns doch nicht bis aufs letzte Hemd ausziehen lassen“, sagte Steimer, ohne näher ins Detail gehen zu wollen.

In der E-Mail kritisieren sie und Pause indes, dass es nach dem Ratsbeschluss noch drei Wochen gedauert habe, bis der Vertragsentwurf endlich auf dem Tisch gelegen habe. „Der Vertrag, den wir dann erhielten und in der letzten Woche verzweifelt versuchten zu verhandeln, ist in dieser Form nicht akzeptabel“, heißt es in der Mail weiter.

Bei der Stadt ist man sich dagegen keiner Schuld bewusst. In einem Antwortschreiben von Kulturdezernent Martin Schumacher an Pause und Steimer, das dem GA vorliegt, macht Schumacher deutlich, dass die Stadt und das Pantheon sich bei einem Treffen am 30. Juni noch darauf verständigt hätten, die wenigen offenen Punkte alsbald zu klären.

Pause ließ Termine platzen

Am Montag, 4. Juli, sollte die Vertragsunterzeichnung sein, zu der Pause nur noch eine Selbstauskunft zum Privatvermögen vorlegen sollte. Am Morgen des selben Tages sollte die Halle übergeben werden. Beide Termine habe Pause platzen lassen. „Nun sagen Sie das Projekt, in das wir gemeinsam sehr viel Zeit und Arbeit und Sie auch Geld investiert haben, per Mail ab“, bedauerte Schumacher in seiner Antwort. Er bot beiden noch einmal ein gemeinsames Gespräch mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan an.

In einer eiligst einberufenen Sitzung am Nachmittag im Rathaus informierte der Dezernent die Fraktionen über den Sachstand. Grünen-Ratsherr Tim Achtermeyer erklärte anschließend für die Jamaika-Koalition: „Wir bedauern das sehr. Uns liegen aber keine Erkenntnisse vor, die die pauschale Kritik des Pantheons an der Stadtverwaltung stützen.“

Wie er hoffen auch Georg Fenninger (CDU) und Werner Hümmrich (FDP), dass Pause und Steimer noch einmal an den Gesprächstisch zurückkehren. Helmut Redeker (SPD) zeigte sich ebenso verblüfft. „Nach meiner Kenntnis waren alle Hindernisse beseitigt. Es gab nichts, über das man nicht hätte reden können.“

Wie berichtet, sollte das Pantheon den Zuschuss für den Hallenumbau in Raten von rund 63.000 Euro pro Jahr plus zusätzlicher Sondertilgungen binnen 20 Jahren abbezahlen. Das Pantheon hatte einen eigenen Beitrag in Höhe von rund 400.000 Euro zugesagt, zudem wollte Pantheon-Chef Rainer Pause privat mit rund 500.000 Euro bürgen.

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