Interview mit Michael Kobr Der Krimiautor über das Schreiben im Duo mit Volker Klüpfel

BEUEL · Mit ihrem ersten Kriminalroman "Milchgeld" schafften es Michael Kobr und Volker Klüpfel vor gut zehn Jahren bundesweit auf die Bestsellerlisten. Seitdem hat das bayrische Autorenduo sechs weitere Romane rund um den schrulligen Allgäuer Kriminalkommissar Kluftinger geschrieben. Am Samstag sind die beiden mit ihrem Programm "Kluftinger - Die Show" im Beueler Brückenforum zu sehen.

 Ist Teil des erfolgreichen Kluftinger-Krimi-Duos: Autor Michael Kobr.

Ist Teil des erfolgreichen Kluftinger-Krimi-Duos: Autor Michael Kobr.

Foto: Helmut Henkensiefken

Herr Kobr, Sie bezeichnen Ihr Programm als eine "multimediale Lit-Comedy-Show". Was darf man sich darunter vorstellen?
Michael Kobr: Einen bunten Blumenstrauß aus Jux und Tollerei. Wir haben einfach irgendwann festgestellt, dass das Prädikat Lesung nicht mehr auf das passt, was wir machen. Auf der Bühne wird allerhand aus dem Klufti-Kosmos geboten: Texte, Bilder, kleine Filme, die wir gedreht haben auf Recherchereisen, Werbeclips aus dem Allgäu. Wir ziehen alle Register, sogar Musik gibt's.

Warum das ganze Tamtam?
Kobr: Es war nicht so, dass wir gesagt haben: Wir machen jetzt etwas völlig neues und keine Lesung mehr. Es hat sich tatsächlich von der Lesung wegentwickelt hin zu einer Mischung aus Lesung und Comedy. Es war bisher schon so, dass viel passiert ist, wenn die Buchdeckel zu waren. Jetzt heißt es auch einfach entsprechend.

Und die Texte?
Kobr: Eigentlich geht alles von unseren Buchtexten aus, mit denen wir dann etwas machen. Kommissar Kluftinger und die ganzen Spuren, die die Leute - glaube ich - auch erwarten, stehen natürlich im Mittelpunkt.

Sie schreiben im Team. Wie funktioniert das?
Kobr: Wir skypen jeden Tag. Wir haben Bürozeiten, die wir uns auferlegt haben. Per Skype besprechen wir den Plot und dann schreibt jeder für sich seine Szenen. Die schicken wir uns dann gegenseitig, korrigieren sie und setzen sie zusammen.

Kann der Leser erkennen, welche Szene von Ihnen stammt und welche von Volker Klüpfel?
Kobr: Dadurch, dass die Texte immer wieder hin und her gehen, ist von uns beiden vieles drin. Wir wissen bei den Büchern selbst schon nach ein paar Monaten nicht mehr, wer was geschrieben hat.

Was schätzen Sie an Klüpfel?
Kobr: Es ist eine gewachsene Arbeitsbeziehung. Wir schauen tatsächlich immer in eine Richtung. Wir haben uns von Anfang an alles fifty-fifty geteilt. Ich schätze diese wahnsinnige Verlässlichkeit. Nach zehn Jahren weißt du einfach, dass es funktioniert.

Können Sie sich vorstellen, irgendwann einmal getrennte Wege zu gehen?
Kobr: Tatsächlich hat man solche Gedanken immer mal wieder. Aber mittlerweile ist es sogar so, dass wir beide eher sagen: Wir müssten zusammen etwas anderes machen, einen Nicht-Kluftinger schreiben oder ein ganz anderes Genre bedienen. Es funktioniert einfach zu super. Unsere gemeinsame Ideenschmiede ist Gold wert.

Sie waren, bevor Sie sich ganz dem Schreiben gewidmet haben, Realschullehrer. Gibt es Parallelen zwischen den beiden Jobs?
Kobr: Ich bin ja Deutschlehrer und muss auch jetzt viel korrigieren, obwohl Volkers Texte schon besser lesbar sind als Schüleraufsätze, (lacht). Für die Shows habe ich natürlich in meinem früheren Beruf schon vorgearbeitet: Ich habe schon immer versucht, aus meinen Schulstunden eine kleine Show zu machen. Insofern gibt es viele Parallelen.

Wie ist das auf der Bühne: Nehmen Sie und Herr Klüpfel da unterschiedliche Rollen ein?
Kobr: Volker hat schon immer den Arzt Dr. Langhammer gelesen. Er kann auch besser Hochdeutsch sprechen als ich. Ich war also immer der Kluftinger. Volker ist auf der Bühne dadurch eher der Klugscheißer und ich bin eher der Behäbige.

Apropos Hochdeutsch: Sie stammen beide aus dem Allgäu, genauso wie die Figur Kluftinger. Wenn Sie in Norddeutschland oder im Rheinland auftreten, versteht das Publikum Sie?
Kobr: Anfangs hatten wir wirklich Angst, weil wir die Kluftinger-Passagen schon im Dialekt lesen. Aber auf Hochdeutsch passte es einfach nicht. Die Leute verstehen diesen Originalton Süd und den wollen sie auch hören. Eigentlich ist es überall wie daheim, vor allem aber im Rheinland, weil die Leute sehr offen sind. Die Leute lachen eigentlich überall über das Gleiche. Das beruhigt uns auch hinsichtlich der Frage, ob sie uns verstehen oder nicht.

Info: Volker Klüpfel und Michael Kobr sind mit "Kluftinger - Die Show" am kommenden Samstag, 5. April, um 20 Uhr im Beueler Brückenforum zu sehen. Tickets zum Preis von 29,80 Euro gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen und auf www.bonnticket.de.

Zur Person

Michael Kobr wurde 1973 in Kempten im Allgäu geboren. Er studierte Germanistik und Romanistik in Erlangen. Kobr arbeitete nach dem Staatsexamen an verschiedenen Realschulen in Bayern, momentan ist er aber von seinem Beruf als Realschullehrer beurlaubt, um sich dem Schreiben der Kluftinger-Romane, den Shows und der Familie widmen zu können. Kobr wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Allgäu.

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