Der Hades ist eine Zwischenstation des Lebens

Beim Schauspiel im Denkmal auf Burg Olbrück musiziert Orpheus um seine Eurydike - Das alte Mauerwerk bietet eine einmalige Kulisse und Atmosphäre für Aufführungen

  Vor der Hochzeit  erfährt Orpheus (rechts) einiges über die Zauberkraft seiner Musik.

Vor der Hochzeit erfährt Orpheus (rechts) einiges über die Zauberkraft seiner Musik.

Foto: Vollrath

Brohltal. (shc) Eine Sage der Antike über Leben und Unterwelt, Liebe und Leiden, Menschen und Götter - wo könnte so etwas besser aufgeführt werden, als an einem historischen Ort, wie zum Beispiel einer Burgruine?

Deswegen hatte sich die Gruppe "Schauspiel im Denkmal" für ihr Stück "Orpheus und Eurydike" die Ruine der Burg Olbrück im Brohltal auserwählt. Im Rahmen der "Nacht der Vulkane" inszenierten sie die klassische Sage am Dienstag in der mittelalterlichen Burg. Nach einer kurzen Begrüßung des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Brohltal, Hermann Höfer, wurde das zahlreich erschienene Publikum in eine antike Welt von Bräuchen und nur allzu menschlichen Göttern entführt.

Zum Inhalt des Stückes: Der Musiker Orpheus (gespielt von Markus Fisher) möchte die schöne Eurydike zur Frau nehmen. Doch der eifersüchtige Gott Aristaeus will die Hochzeit vereiteln. Er verfolgt Eurydike (gespielt von Bärbel Stenzenberger). Während der heftigen Auseinandersetzung bemerkt Eurydike nicht die Schlange zu ihren Füßen, und schon ist das Unglück passiert. Die Braut wird von der giftigen Schlange gebissen und stirbt.

Mit den magischen Klängen seiner Geige versucht Orpheus seine Geliebte wieder zum Leben zu erwecken. Aber seine Mühe ist vergeblich. Daher sieht er nur noch eine Möglichkeit. Er steigt hinunter in die Unterwelt, um Eurydike zurückzuholen. Hades, der Gott der Unterwelt (Johnny Müller), erhört Orpheus Bitte. Er darf Eurydike mitnehmen, allerdings nur unter zwei Bedingungen.

Zum einen muss Orpheus die Wahrheit über den Hades in der Welt verkünden. Denn der Hades ist nicht, wie die Menschen glauben, das Ende allen Lebens, sondern nur eine Zwischenstation. Die zweite Bedingung ist, dass Orpheus sich auf dem Weg aus dem Hades nicht nach Eurydike umschauen darf. Orpheus beginnt aber zu zweifeln, ob es wirklich seine Braut ist, die ihm folgt.

Schließlich dreht er sich um und erblickt seine Geliebte, doch die ist nun für immer verloren und entschwindet zurück in den Hades. Orpheus trauert um sie und vertieft sich ganz in seine Aufgabe, den wahren Glauben über die Unterwelt zu verkünden. Er hat keinen Blick mehr für die Liebe und verschmäht alle Frauen, bis diese sich schließlich rasend vor Wut auf ihn stürzen. Er erliegt ihnen, und seine Seele entweicht in den Hades.

Die mehr als 800 Jahre alte Burg, die sich hoch über dem Brohltal erhebt, bildet eine einmalige Kulisse und Atmosphäre. Auch die Abenddämmerung unterstützte die Wirkung des Stückes, und passend zum zweiten Teil, in dem Orpheus in die Unterwelt hinabsteigt, brach dann die Nacht vollends herein, sodass das Publikum sich in den Tiefen des Hades wähnte.

Die Akteure vollbrachten dabei eine großartige schauspielerische Leistung. Sie mussten sich nicht nur den Gegebenheiten der Kulisse anpassen, sondern auch der Akustik. Denn alles wurde ohne Mikrofon gesprochen. "Es ist uns gelungen, ein einmaliges Ensemble zu finden. Unsere Schauspieler kommen aus ganz Deutschland und der Schweiz und haben bereits jahrelange Bühnenerfahrung", erklärt Axel Hinz, Regisseur des Stückes.

Eine der Schauspielerinnen dürfte dem einen oder anderen auch aus dem Fernsehen bekannt gewesen sein. Beatrice Kaps-Zumahr, die die Myrrah spielte, ist nämlich normalerweise in der bekannten Fernsehserie "Lindenstraße" zu sehen.

"Schauspiel im Denkmal" hat es sich zur Aufgabe gemacht, in seinen Stücken das Denkmal in den Vordergrund zu stellen. Daher werden die Stücke auch immer nach der Kulisse ausgesucht und ihr angepasst. Die Gruppe spielt eigentlich auf Ehrenbreitstein und dem Fort Konstantin in Koblenz. Dort wird auch diese Woche noch die Premiere von "Orpheus und Eurydike" stattfinden, die Vorstellung auf der Olbrück war erst die Vorpremiere.

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