Benjamin Biolay in der Harmonie Der französische Chansonstar ist mit 40 längst Klassiker

Endenich · Das junge Genie ist gereift. Der französische Chansonstar Benjamin Biolay, der 2001 mit seinem Album "Rose Kennedy" Furore machte, ist gerade 40 geworden. Die Ehre, in einem Atemzug mit dem großen Serge Gainsbourg genannt zu werden, hat sich Biolay erfolgreich erarbeitet.

 Sänger mit Herz: Benjamin Biolay.

Sänger mit Herz: Benjamin Biolay.

Foto: SCA

Mit ungeheurer Kreativität und Experimentierlust hat Biolay sich zum legitimen Erben eines der Überväter des französischen Chansons entwickelt. Mit 40 ist Biolay längst ein Klassiker.

Das neue Album "Vengeance" (Naïve), das Biolay jetzt in der ausverkauften Harmonie in Bonn vorstellte, ist ein Meisterstück, stilistisch vielschichtig und voller Überraschungen. Mal singt Biolay wie die Idole seiner Jugend, The Smiths und New Order. Er wagt zum anderen ein Duett mit Vanessa Paradis und lässt sich auf gainsbourghaft wagemutige Flirts mit Funk, Soul und Hip-Hop ein.

In der Harmonie begann der unprätentiös auftretende Sänger, begleitet von einem Gitarristen und einem Keyboarder, mit dem Stück "Profite" vom neuen Album. Es drückt das Gefühl menschlicher Vergänglichkeit pointiert aus: "La vie, merde, est trop courte." Lasst uns auf den Gräbern tanzen, sang Biolay.

Im Laufe des Abends, an dem Biolay Höhepunkte seiner Alben "Rose Kennedy", "Négatif", "A l'origine", "La superbe" und "Vengeance" präsentierte, gelang ihm der Spagat zwischen Klassik à la Léo Ferré und Gainsbourg sowie Rap und Trip-Hop angelsächsischer Provenienz. Biolay ist musikalisch gesehen im Gestern ebenso zu Hause wie im Heute - und stets authentisch.

Der Sänger, der sich immer wieder übers Haar strich, die Faust reckte oder die Hand auf die Brust legte (wo das empfindsame Herz schlägt), kultivierte eine entspannte Intensität. In Biolays Chansons steckte viel poetische Kraft, seine Wortflusslandschaften konnte man genießen wie hypnotisierende, manchmal surreale Filmbilder. Die Musik besaß einen düsteren Zauber, wobei Biolays emotional aufgeladene Stimme nie ihre Herkunft verleugnete. Zum Selbstverständnis französischer Chansonniers gehört es nun einmal, Verzweiflung selbstquälerisch zu inszenieren und gleichzeitig dagegen anzusingen.

"A l'origine", auf dem gleichnamigen Album eine eher sanfte Abrechnung mit menschlicher Natur und Zivilisation, gestaltete Biolay in Bonn als hammerharte Nummer, das hatte etwas von einem Psychohöllentrip. Es gibt offenbar nichts, was Benjamin Biolay nicht kann.

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