Lanxess-Arena Der Cirque du Soleil begeistert mit "Quidam" in Köln

Köln · Seit Mittwochabend begeistert "Quidam" in der Kölner Lanxess-Arena, wo die Circus-Show noch bis Sonntag gastiert. Eingebettet in Rahmenhandlung sind zehn Zirkusdarbietungen, die, jede für sich, ganz großartig geraten.

 Cirque du Soleil: Gauklerspiel auf höchstem Niveau.

Cirque du Soleil: Gauklerspiel auf höchstem Niveau.

Foto: Thomas Brill

Kindheit kann ein verflucht einsamer Ort sein. Wenn der Vater, der noch zu Hause Anzug, Hemd und Krawatte trägt, sich hinter seiner Zeitung verschanzt und die Mutter, schön, aber stumm, in depressiver Erstarrung in ihrem Sessel verharrt. Solche Eltern könnten ebenso gut gar nicht existieren. Und tatsächlich - wie von Geisterhand werden beide entrückt, aufwärts in die Lüfte, mitsamt ihren Sitzmöbeln, um dann im Dunkel zu entschwinden.

Zoé, die Tochter, ist allein. Bis plötzlich jemand ihre Hand ergreift und sie mitnimmt, in eine Welt, die am Ende eines Kaninchenbaus liegen könnte oder hinter den Spiegeln oder in den Tiefen eines Kleiderschranks, dessen rückwärtige Wand ein magisches Tor verbirgt. Weil diese Welt bevölkert ist von wundersamen Wesen. So beginnt "Quidam", die Produktion des kanadischen Cirque du Soleil, die im April 1996 in Montreal Premiere feierte und seitdem durch fünf Kontinente tourte und vier Millionen Menschen bewegte.

Seit Mittwochabend begeistert "Quidam" in der Kölner Lanxess-Arena, wo die Circus-Show noch bis Sonntag gastiert. Vom 6. bis zum 10. November ist sie in der Dortmunder Westfalenhalle zu sehen. Trotz des so realistischen Anfangs - der sich dadurch von typisch-poetischen Cirque du Soleil-Inszenierungen abhebt - nimmt sich "Quidam" Kinderbuch-Klassiker von Lewis Carroll ("Alice im Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln") oder C. S. Lewis ("Die Abenteuer im Wandschrank") zum Vorbild. Eingebettet in diese Rahmenhandlung sind zehn Zirkusdarbietungen, die, jede für sich, ganz großartig geraten. Unter den Lichterketten, die geschickt die Form eines Zelts andeuten, windet sich eine Luftakrobatin um eine Bahn aus roter Seide und inszeniert das als Mischung aus atemberaubend freiem Fall und erotischer Bondage. Ein silbernes Rhönrad kreiselt bis haarscharf an den Rand der Bühne, hält die Balance und wirbelt wieder zurück. So schnell, dass man den Menschen darin kaum noch erkennen kann.

Ein Mann und eine Frau verschmelzen zu marmornen Statuen von klassischer Schönheit, Spinnenwesen knüpfen Netze unterm Arenadach, Clowns drehen (mit Hindernissen und unter Zuhilfenahme einer Zuschauerin) einen Film, Springseile, Bälle und ein Diabolo werden zu Requisiten im Gauklerspiel auf höchstem Niveau. Immer wieder setzt das Cello weiche, traurige Akzente. Luftballons, eine Schaukel oder ein Roller sind wie kindliche Lesezeichen in der wunderbaren Welt der Zoé. Dass auch Vater und Mutter dort immer wieder auftauchen, nimmt das Ende vorweg. Am Ende sind alle drei das, was sie vorher nicht waren. Eine Familie.

Information

Bis Sonntag, 27. Oktober, in der Lanxess-Arena, Karten gibt es in den Bonnticket Shops der GA-Zweigstellen.

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