Der Beethoven von Hollywood

Hans Zimmer besucht in Babelsberg Proben zu "Fluch der Karibik", mit dem das Filmorchester auf Tournee geht. Eine Station wird die Kölner Philarmonie sein.

 Der Komponist Hans Zimmer (links) und Dirigent Helmut Imig mit Musikern im Studio Babelsberg.

Der Komponist Hans Zimmer (links) und Dirigent Helmut Imig mit Musikern im Studio Babelsberg.

Foto: ap

Berlin/Köln. Kleidungsmäßig hat sich Hans Zimmer nur minimal auf die Probe zur Filmmusik des Hollywood-Blockbusters "Fluch der Karibik" mit dem Filmorchester Babelsberg vorbereitet. Zwei karibisch bunte Ringelsöckchen kommen überraschend zwischen den weißen Sneakers und der dunklen Jeans zum Vorschein, als der Filmkomponist sich auf den mit Totenkopf, Enterhaken und allerlei weiteren Requisiten versehenen Thron setzt.

Das Möbel hatte man eigens für den prominenten Besuch aus Hollywood ins Potsdamer Studio gebracht. Und daneben sogar stilecht eine Flasche Rum der Marke "Havana Club" platziert. Die lässt Zimmer allerdings unberührt.

"Wir bieten Ihnen jetzt M53", sagt der aus Bonn stammende Dirigent Helmut Imig freundlich, womit er eine Szene gegen Ende des Abenteuerdramas meint. Dann beginnt das Filmorchester Babelsberg zu spielen. Kraftvoll, martialisch dröhnen die allbekannten Melodien und Motive, zu denen auf der Leinwand oberhalb des Orchesters Johnny Depp als Captain Jack Sparrow mit dem Säbel in der Hand lässig seine Gegner bezwingt.

Es hat ein bisschen was von Stummfilm, was sich in dem orchestereigenen Babelsberger Aufnahmestudio abspielt. Doch Regisseur Gore Verbinski hat den "Fluch der Karibik" bekanntlich viele Jahrzehnte nach Einführung des Tonfilms gedreht. Warum also in Zeiten von wirkungsvoll wummernden Dolby-Surround-Effekten leibhaftige Musiker vor die Leinwand setzen?

"Das wird dem Film eine ganz neue Energie geben", sagt der deutsche Oscar-Preisträger Zimmer. Nach der Premiere am 13. November im Berliner Tempodrom geht die Produktion auf Tournee. Zum Abschluss macht sie Station in der Kölner Philharmonie, wo "Fluch der Karibik" am 10. und 11. April mit Live-Musik zu sehen ist.

"Für mich war es immer wichtig, dass die Orchester erhalten bleiben. Und dieser Film hat eine ganze Flut neuer Orchester-Filmmusiken ausgelöst", sagt Hans Zimmer. Im Falle des Piratenstreifens hat Zimmer lediglich einige der wichtigen Themen ersonnen, aus denen der ebenfalls aus Deutschland stammende Musiker Klaus Badelt den ungemein populär gewordenen Soundtrack arrangiert hat.

Tickets 10./11. April 2012 in der Kölner Philharmonie, Karten in den GA-Zweigstellen und bei bonnticket.deHans Zimmer, Jahrgang 1957, hat in seiner Hollywood-Karriere mittlerweile die Musik zu mehr als hundert Filmen komponiert. "Miss Daisy und ihr Chauffeur", "Thelma & Louise", "Mission Impossible II" gehören dazu. Die Musik zu "Gladiator" schätzt er ganz besonders, den Oscar erhielt er für die Musik zu "König der Löwen". Eines der wichtigsten Projekte in jüngster Zeit war für ihn Christopher Nolans "Inception" - ebenfalls eine grandiose Filmmusik, die für die Wirkung der extrem komplexen Geschichte von immenser Bedeutung ist.

Derzeit arbeitet er mit demselben Regisseur am neuen "Batman"-Film. Der Brite Nolan ist für Zimmer der ideale Partner, "weil er sein eigener Drehbauchautor ist. Da kann er mir die ganze Geschichte schon vorher sehr genau erzählen." Die Arbeit an neuen Projekten beginne immer mit Gesprächen, erzählt er. Und dann braucht er nur noch "Kaffee und die Angst, dass man es nicht schafft".

Sein größtes Vorbild auf dem Gebiet der Filmmusik ist Ennio Morricone, der sich mit dem Italo-Western "Spiel mir das Lied vom Tod" unsterblich gemacht hat. Doch Größe in der Kunst ist für Zimmer eine sehr relative Angelegenheit. "Ennio Morricone und ich waren einmal in Bonn, im Beethoven-Haus", erzählt er vor der Probe in Berlin. "Im Vergleich zu ihm sind wir so klein", findet der Komponist, führt Zeigefinger und Daumen seiner rechten Hand ganz eng zusammen.

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