Erhard Wacker Der Apollinarisberg in der Kunst

REMAGEN · Dieses ist der dritte Streich: Erhard Wacker fügt seiner Reihe "Remagener Apollinaris Bibliothek" das Bändchen "Der Apollinarisberg in der Kunst" hinzu.

 Erhard Wacker zeigt den Apollinarisberg im Spiegel künstlerischer Ansichten.

Erhard Wacker zeigt den Apollinarisberg im Spiegel künstlerischer Ansichten.

Foto: Ginzler

Nachdem er die Wandtexte der Apollinariskirche beleuchtet und mit der Weihe der Wallfahrtskirche nachgesetzt hat, widmet er sich erneut einem kulturhistorischen Aspekt des Ortes, den er wiederum knapp und einprägsam unter die Leser bringt.

Gleichwohl ist der Bogen vom 16. bis ins 21. Jahrhundert weit gespannt. Jüngste Arbeiten steuern die Zeitgenossen Angelika Furth und Wolfgang Kutzner bei. Die älteste Abbildung, Remagen auf einer Karte des unteren Ahrtals von 1571, zeigt im Städtchen die Pfarrkirche. Ob auch die St. Martinskirche erfasst ist, lässt sich schwer feststellen.

Aber alle anderen in Zeichnung, Lithografie, Stich oder Gemälde präsentierten Ansichten, darunter eine mit dem brennenden Remagen von 1633, nehmen den Berg und seine Gebäude eindeutig ins Visier - gern als hochgelegene Randerscheinung pittoresker Rheinblicke. Derart kommt das Motiv 1636 in der kolorierten Federzeichnung Wenzel Hollars zum Zuge und 1821 in Ernst Fries? sachte Licht und Schatten auslotender Bleistiftzeichnung. Und so lassen es 1824 J. Roux als Radierung und Johannes Jakob Diezler in Öl aufscheinen.

Auch der berühmte William Turner - er legt 1817 die Uferpartien mit den Kirchtürmen von Erpel, Remagen und Apollinarisberg wie einen Rahmen um den Strom - wählt die Randposition.

Wacker sorgte sich wegen der Abdruck-Rechte. Sollte er im Fall eines Turner-Verzichts das ganze Projekt einstellen? Nur wenige E-Mails und das Museum of Art in Indianapolis genehmigte das Aquarell und die Londoner Tate Britain eine wunderbar lockere Grafit-Skizze.

Selbst ohne den führenden Vertreter der Romantik bietet Wacker lauter stimmungsvolle Bilder, ob nun von bedeutenden Künstlern oder aus unbekannter Hand. Eine Sonderstellung nehmen Edwin Hewgill und Edward Dayes mit ihrer extrem übersteigerten Landschaft ein: gigantisch die Berge, exotisch die Vegetation.

"Dass der Apollinarisberg in den Darstellungen recht verschieden aussieht, ist nicht allein variierenden Blickwinkeln und künstlerischer Freiheit geschuldet, sondern auch dem tatsächlichen Wandel seiner Erscheinung", erklärt indes der Autor. Denn auf dem früheren "Martinsberg", wo, vermutlich im 9. Jahrhundert, die Kirche St. Martin erbaut wurde, kam im 11. Jahrhundert die Propstei der Benediktiner hinzu.

Ab Ende des 13. Jahrhunderts verehrte man auf dem Berg den heiligen Apollinaris, sodass Kirche und Erhebung nach ihm benannt wurden. Die neugotische Apollinariskirche ließ der Graf von Fürstenberg-Stammheim durch den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner errichten. Nachdem 1844 das Gotteshaus fertiggestellt und 1857 mit der Malerei der Nazarener ausgestaltet war, rückten die Künstler die neue bewunderte Architektur häufig ins Zentrum.

Dies tun zum Beispiel J. J. Tanner, F. Foltz, Nicolas-Marie-Joseph Chapuy und Jakob Lorenz Rüdisühli. Eine ungewohnte verwunschene Sicht von Westen auf die Kirche und die Klostergebäude der Franziskaner, die nicht in der Probstei lebten, ist Paul Clemen zu verdanken. Der Kunsthistoriker, erster Provinzialkonservator der Rheinprovinz und Verfasser der 56 Bände "Kunstdenkmäler der Rheinprovinz" hatte eben den besonderen Blick.

Das bebilderte Bändchen gibt es für sieben Euro in Remagen im Klosterladen, Hauffes Buchsalon, Arp Museum, in der Sinziger Buchhandlung Waltherscheid und beim Autor (info@farbeundzahl.de).

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