Global Spirits Tour Depeche Mode rocken Lanxess-Arena in Köln

Köln · Die Band Depeche Mode begeistert auf ihrer „Global Spirits Tour“ 17.000 Fans in der Kölner Lanxess-Arena. Zum Abschluss gibt es die volle Hitdröhnung.

 In jeder Faser seiner körperbetonten Performance ein Poseur: Depeche-Mode-Sänger Dave Gahan.

In jeder Faser seiner körperbetonten Performance ein Poseur: Depeche-Mode-Sänger Dave Gahan.

Foto: Thomas Brill

Der Innenraum ist voll bis zum Rand, die Oberränge sind komplett belegt, auch eine freie Loge sucht man vergebens. Die Lanxess-Arena hat mit 17.000 Besuchern ihre maximale Kapazität erreicht. Dennoch wirkt das Konzert, das Depeche Mode an diesem Abend gibt, geradezu intim. Auf all diejenigen, die die britische Bandlegende schon Anfang Juni 2017 in Köln erlebten, als sie im Stadion vor mehr als doppelt so vielen Fans spielte. Um genau zu sein: vor 43.000.

Wer damals – auch das sommerliche Gastspiel in Müngersdorf war ausverkauft – keine Karte mehr ergattern konnte, freute sich über die zweite Chance, die Elektro-Pioniere jetzt doch noch auf ihrer „Global Spirits Tour“ erleben zu dürfen. Und auch wer die Hallen-Reprise erlebte, wurde nicht enttäuscht.

In letzterem Fall drängen sich Vergleiche allerdings auf. Mit mehr als zwei Stunden ist die Spieldauer fast annähernd gleich, allerdings gibt's ein Stück („Wrong“) und eine Zugabe (die Cover-Version von David Bowies „Heroes“) weniger, die Setlist variiert dahingehend, dass sechs Stücke durch andere ersetzt werden. Im Fall von Martin Gores Glanznummer „A Question Of Lust“ ist das sehr schade. Obwohl er auch mit „Insight“ und „Strangelove“ (statt „Somebody“) überzeugen kann.

Gerade hier, wenn der 56-jährige Gitarrist und Keyboarder den Frontplatz mit Sänger Dave Gahan (55) tauscht, werden die Unterschiede zwischen beiden umso deutlicher. Wenn Gore den Catwalk betritt und das Publikum animiert, dann tut er das viel weniger dramatisch und kokett als Gahan, der in jeder Faser seiner körperbetonten Performance ein Poseur ist. Selbst der Griff zum Handtuch gemahnt bei ihm an eine kultische Handlung.

An all dem ist man in der Arena viel näher dran als im Stadion. Und auch den dritten im Bunde der Kultcombo, Keyboarder Andrew Fletcher (56), sieht man nun wesentlich besser als im Sommer, wo er den hinteren Teil der Bühne nutzte, um sich dort geradezu unsichtbar zu machen. Dass die Einspieler und Videos zu den jeweils identischen Stücken ebenfalls identisch sind, liegt in der Natur der Sache. Die „Global Spirit World Tour“ heißt nicht umsonst so. Sie ist rund um den Globus zu sehen – und in so einem Fall wirft man nicht leichthin etwas um, woran hoch bezahlte Spezialisten monatelang getüftelt haben.

In Sachen Jubel, Begeisterung und Mitsingbereitschaft des Publikums nehmen sich beide Konzerte nichts. Und auch beim zweiten Mal wird man nicht müde, Gahan dabei zuzusehen, wie er tänzelt und trippelt, wie er sich über die Bühne schlängelt, wie er schlenzt und stolziert, seine Hüften kreisen lässt, Küsschen wirft und sich mit der Grandezza eines Marquis aus dem Rokoko verneigt, mit einem imaginären Spitzentuch wedelnd.

Mit „Everything Counts“, „Stripped“, „Enjoy The Silence“ und „Never Let Me Down Again” feuern Depeche Mode gegen Ende noch einmal die volle Hitdröhnung ab. Nichts gegen die Stücke vom letzten, 2017 veröffentlichten Album „Spirit“, aber genau das sind die Nummern, bei denen die Arena schier rast. Nur „Personal Jesus“ als vierte und letzte Zugabe kommt da noch mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort