Dem Himmel zu nah

BONN · "Der Himmel soll warten": So heißt eine amerikanische Filmkomödie von und mit Warren Beatty aus dem Jahr 1978. Und so ziemlich dasselbe Problem wie seinerzeit den von ihm verkörperten Footballstar Joe Pendleton plagt auch Fatih Cevikkollus Alter Ego auf der Bühne.

Nach einem Autounfall versehentlich im Himmel gelandet, setzt er nunmehr alles daran, Gott von diesem fatalen Irrtum zu überzeugen. Soweit zur Rahmenhandlung von "Fatih unser!", dem aktuellen und dritten Solo des deutsch-türkischen Kabarettisten, der ganz in Weiß und mit Flip-Flops daherkommt.

Und der die sich ihm bietende Gelegenheit nutzt, dem Boss der Bosse mal ein paar grundsätzliche Fragen zu stellen, die ihn schon auf Erden umgetrieben haben. Kommt nach dem Genuss unweigerlich die Reue oder ist der, der sich ein Leben lang fromm das Beste versagt, am Ende bloß die große Lachnummer? Gibt es so etwas wie Gerechtigkeit überhaupt? Und wie sieht die wohl aus, wenn jeder das für sich in Anspruch nimmt?

Aber keine Sorge: Da sich der Autor des "Moslem-TÜV" seine Sporen bislang bevorzugt im Bereich Comedy verdient hat, bietet "Fatih unser!" alles in allem recht gute Unterhaltung. Abzüglich einiger Längen und Klischees des Mult-Kulti-Habitus - Burka hin, Burka her.

Da ist der Auftritt als Brasilianer Joao schon origineller: Mit unwiderstehlichem Akzent und breitestem Zahnpastalächeln, exotisch und scheinbar unschuldig, läuft er dem türkischen Macho den Rang ab. Etwas von dieser fröhlichen Frische aus "Fatihland" hat inzwischen der Routine Platz gemacht. Schade, lohnt sich aber immer noch.

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