Glücklich über die "Pixar"-Ausstellung Dauerbrenner Bundeskunsthalle

bonn · Bernhard Spies, der kaufmännische Geschäftsführer der Bundeskunsthalle, über Ute Schäfers Kritik und das Aus für Kiefer auf dem Bonner Museumsplatz:

Die Aufregung über die Bonner Anselm-Kiefer-Schau, der eine problematische Nähe zu dem Sammler Hans Grothe und dessen Partikularinteressen vorgeworfen wird, haben sich ein wenig gelegt. Nicht zuletzt die Ankündigung, Bundeskunsthallenintendant Robert Fleck werde seinen Intendantenvertrag nicht über 2013 hinaus verlängern, nahm etwas die Luft aus der Debatte.

Natürlich witterte jeder eine Korrelation zwischen Flecks Ausstellungs-Fauxpas und seinem "im gegenseitigen Einvernehmen" angekündigten Rückzug. "Alles Unsinn", meint Bernhard Spies, kaufmännischer Geschäftsführer der Bundeskunsthalle. Das eine habe mit dem anderen nichts zu tun. Bereits im Dezember 2011 sei Flecks Entscheidung, an die Kunstakademie Düsseldorf zu gehen, gefallen.

"Eine solche Ausstellung ist ein Kulturbruch, der kritisch wahrgenommen und diskutiert wird. Da geht es um die Frage der Arbeitsethik. Hier hat jemand mit einer Tradition Ausstellungen zu machen, zu kuratieren und zu begleiten, gebrochen. Das stößt auf Kritik." Diese Worte von der NRW-Kulturministerin Ute Schäfer stoßen bei Spies auf Widerstand. Er sieht keinen "Kulturbruch", hat vom Land NRW, das in den Bundeskunsthallengremien vertreten ist, wo die Kiefer-Schau Thema war, nie dergleichen gehört.

Spies hält die Kiefer-Schau nach wie vor für gut und richtig. Gleichwohl räumt er Schwierigkeiten ein: Seit 2009 gibt es den Wunsch, Kiefer in Bonn zu zeigen, und fast so alt ist der Wettbewerb zwischen der Bundeskunsthalle und dem Berliner Gropius-Bau, Kiefer auszustellen. Berlin war Kiefers Präferenz, er sagte schließlich aber ab.

"Wer in Deutschland Kiefer zeigen will, kommt an Walter Smerling nicht vorbei", sagt Spies, "zwischen Kiefer und Smerling gibt es ein tiefes Vertrauensverhältnis." Vertragspartner der Bundeskunsthalle sei der Bonner Verein "Stiftung für Kunst und Kultur", deren geschäftsführender Vorstand Smerling ist. Er wurde vertraglich als Kurator der Schau bestellt, bekomme aber kein Honorar.

Zum Thema fehlende "Arbeitsethik": Im März hatte Fleck den Vertrag mit dem Land für eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie unterschrieben, zunächst für eine Teilzeitstelle, ab Januar 2014 für eine volle Stelle. Dienstherrin ist Ministerin Schäfer. Spies empört sich: "Sie nimmt Herrn Fleck in den Landesdienst auf - wie kommt sie jetzt dazu, ihn so runterzumachen?"

Den Zeitpunkt der Bekanntgabe, eineinhalb Jahre vor Vertragsende, hält Spies für unglücklich: Das schmälere möglicherweise die Verhandlungsposition nach außen, zu Partnern, schwäche aber auch die Position Flecks innerhalb des Hauses. Presserecherchen hatten den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) zum schnellen Handeln gezwungen.

Zu schnell gehandelt hat in Spies' Augen die Stadt Bonn, als sie eine Bauvoranfrage der Bundeskunsthalle an die Öffentlichkeit brachte. Es geht um die Aufstellung von zwei Kiefer-Skulpturen auf dem Platz - der dem Bund gehört. "Es ging nur um eine Anfrage." Das Projekt sei nun durch die Einmischung der Politik so gut wie gestorben - "der Künstler macht da nicht mit". In Schieflage gerät damit auch die Planung des Museumsplatzes, bei der die Stadt Bonn ein Mitspracherecht haben wollte. "Wir entscheiden jetzt erst einmal selber, das Ergebnis werden wir dann mitteilen", sagt Spies.

Ganz glücklich ist er über die Eröffnung der "Pixar"-Ausstellung am Donnerstag und das junge Publikum, das begeistert reagierte. Ganz anders als Luc Jochimsen von der Linken-Fraktion im Bundestag: "Man kann ein Haus wie die Bundeskunsthalle nicht dem Konzern Walt Disney exklusiv zur Verfügung stellen", kritisiert sie. Die Bundeskunsthalle kommt nicht zur Ruhe.

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