"Jugend musiziert" in Bonn Das Zeug für die Stars von morgen

BONN · Der erstmals in der Bundesstadt ausgerichtete Landeswettbewerb "Jugend musiziert" geht erfolgreich zu Ende.

 Jugend musiziert: (von links) Julia Zinndorf, Katharina Maria Kalbfleisch und Rebecca Hagen.

Jugend musiziert: (von links) Julia Zinndorf, Katharina Maria Kalbfleisch und Rebecca Hagen.

Foto: Ronald Friese

Keck stemmen Rebecca Hagen und Katharina Maria Kalbfleisch die Hände in die Hüften. "Er liebt nur mich, das lass ich mir nicht rauben", kratzen sich die Clara-Fey-Schülerinnen hier beim "Eifersuchts-Duett" von Kurt Weill singend die Augen aus. Der Schalk schaut aus ihren Augen, als sie mit frischen glockenhellen Stimmen spotten: "Wenn da so ein Mistviech auftaucht - lächerlich!"

Glücklich fassen sich die Freundinnen dann beim Landeswettbewerb von "Jugend musiziert" in der Godesberger Musikschule an den Händen: Das Weill-Duett hat prächtig geklappt. Die Jury macht sich Notizen. Die Familienangehörigen im Publikum atmen tief durch. Den beiden großen Talenten und ihrer Klavierbegleitung Julia Zinndorf ist in diesen Tagen mit Blick auf den Bundeswettbewerb nämlich das Schlimmstmögliche passiert: Katharina ist von einer schweren Erkältung gezeichnet.

Am Montagabend war die Stimme ganz weg. "Wir sind natürlich todtraurig. Aber ich trete trotzdem an, wir haben ja so lange auf diesen Tag hingearbeitet", erzählt die 15-jährige Katharina vor dem Auftritt am Dienstagnachmittag. Das Trio hatte vor ein paar Tagen zwar den Förderpreis der Sparkasse KölnBonn erhalten, aber mit lädierter Stimme hätte es natürlich keine Chance, bis ins Bundesfinale zu kommen. "Mama, ganz ruhig bleiben", hatte die 16-jährige Rebecca ihrer Mutter noch zugerufen. Und dann war das Trio tapfer in den Ring gestiegen, um mit schon erstaunlicher Ausdruckskraft ihr vielseitiges Programm von Antonio Vivaldi bis Engelbert Humperdinck aufzuführen.

Es sei fünf Tage lang an insgesamt zwölf Spielstätten in Bonn natürlich ein riesiger Koordinationsaufwand, resümiert derweil ein paar Räume weiter in der organisatorischen Schaltzentrale Uwe Gäb, der musikpädagogische Leiter der den Landeswettbewerb ausrichtenden Bonner Musikschule. "Und dann hat uns zum Schluss noch der erneute Wintereinbruch einen Streich gespielt."

Draußen in den Fluren sorgen sich Interpreten, ob ihre musikalischen Partner an diesem Dienstag noch pünktlich durchs Schneegestöber kommen. Nach einem Telefonat gibt Gäb die Hiobsbotschaft weiter, dass die Gleise für die Züge aus Köln zeitweise eingefroren sind. Mütter tippen vor den entscheidenden Auftritten mehr oder weniger aufgelöst auf ihren Handys herum. "Schauen Sie, hier, einige unserer Bonner Besten sind durch. Sie können zum Bundeswettbewerb nach Nürnberg fahren", freut sich Gäb bei der Durchsicht der neusten Ergebnisse. Der Schlagzeuger Richard Münchhoff, die Oboistin Katharina Dreymann, die Pianistin Anne Wissing - "alle eine Bank".

Jetzt müssen noch Instrumente herbeigeschafft werden. Uwe Gäb, der als Jurymitglied eben aus der letzten Streicherwertung kam, saust los. Hervorragend seien die Leistungen gewesen, die er von den landesbesten Nachwuchs-Paganinis gehört habe, berichtet er im Hinauseilen. "Also ich habe ein paar Musiker erlebt, die haben das Zeug für die Stars von morgen", kann Gäb seine Begeisterung nicht verhehlen. Und dann kommt noch der Hinweis, dass viele großen Namen der Szene ja genau bei den bundesweiten Wettbewerben einmal ganz klein angefangen hätten.

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