Crossroads-Festival in der Harmonie Das war Adrenalin pur

Na also. Geht doch. Nachdem die ersten beiden Tage der aktuellen WDR-Crossroads-Staffel in der Harmonie bei vielen Besuchern einen faden Beigeschmack und nur wenig Begeisterung hinterließen, haben die Bands, die am Freitag und Samstag auf der Bühne standen, einiges wiedergutmachen können.

 Auftritt von Miraculous Mule in der Harmonie.

Auftritt von Miraculous Mule in der Harmonie.

Foto: Thomas Kölsch

Rauer, dreckiger Rock, exzellenter Blues und sonnendurchflutete Party-Musik sorgten für ein akustisches Feuerwerk und euphorisch strahlende Gesichter - nicht zuletzt dank einer Slide-Lichtgestalt und eines energiegeladenen Riot Girls. Auf erstere hatten viele Blues-Fans all ihre Hoffnungen gesetzt. Zu Recht. Sonny Landreth, den Eric Clapton zu den fortschrittlichsten Slide-Gitarristen der Welt zählt, ist in der Tat ein Magier an den Saiten, der mühelos zwischen verschiedenen Stilen und Techniken wechselte. Genüsslich zelebrierte er den klassischen Zwölftakter, trieb sich aber vor allem dann, wenn er sich aus seiner Wohlfühlzone herauswagte, zu kreativen Höchstleistungen.

Erfreulicherweise entpuppte sich der sonst eher als introvertiert geltende Musiker zudem als starker und souveräner Sänger. Höhepunkt des Auftritts war dennoch der Gastauftritt von Layla Zoe, die mit ihrem rauchigen Organ fantastisch mit Landreth harmonierte. Nicht minder überzeugend gestaltete sich der vorhergehende Auftritt von Miraculous Mule: Druckvoll, wuchtig, massiv und düster heizten sie dem Publikum ein und zeigten sich zwischen psychedelischen Anklängen, wabernden Klangschwaden und brachialen Riffs in Bestform. Gitarrist Michael J. Sheehy zeigte sich dagegen bescheiden. "We were mediocre", sagte er.

Für den Finaltag hatten die Crossroads-Organisatoren wieder einmal eine ungewöhnliche Paarung vorgenommen, die sich letztlich als nicht sonderlich glücklich herausstellte: Rock-Liedermacher Wolf Maahn, der schon mehrfach in der Harmonie großartige Konzerte gegeben hat, hatte es sichtlich schwer, an den überragenden Auftritt der Buttshakers anzuknüpfen.

Denn die Franzosen um Power-Frontfrau Ciara Thompson, die mit ihren permanenten Ausflügen ins Publikum die Kameraleute an den Rand des Nervenzusammenbruchs und die Menge in die Ekstase trieb, sorgten mit ihrem Turbo-Tanz-Funk-Mix für einen dermaßen hohen Adrenalinpegel, dass die nachdenklichen Titel Maahns und insbesondere die neuen Songs nicht zündeten. Erst bei den rockigeren Klassikern ("Fieber", "Rosen im Asphalt") war die Menge wieder so weit eingefangen, dass sie sich mit kräftigem Applaus bedankte.

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