Wissenschaftszentrum Bonn Das Ufo in der Kunst
BONN · Zwar hat Helmut Kesberg den expressionistischen Holzschnitt studiert, sich dann aber, wie die Bilder der Ausstellung "Zwischen den Linien" vorführt, weit davon distanziert.
Denn seine zumeist großformatigen Farbholzschnitte kommen ganz ohne die scharfkantigen, heftig in Holz gesetzten Schnitte und Hiebe aus. Wichtiger noch: der Künstler verzichtet auf hohe Auflagen; ja, er produziert fast ausnahmslos Unikate. Und diese Exklusivität liegt in seinem mehr- oder gar vielschichtigen Farbdruck-Verfahren auf verschiedenen Platten für ein und dasselbe Blatt begründet.
Das Ergebnis dieses aufwändigen Werkprozesses überrascht mit sehr verschiedenen - in der Werkgruppe "Modular" beinahe abstrakten, sonst aber sehr fantasievollen - Motiven. Sie, Objekt oder Tier, "bewegen" sich in unwirklicher Perspektive und unwirklichen Räumen. Ein bisschen rätselhaft sind sie eigentlich alle. Da erheben sich beispielsweise "Unidentifizierbare Flugobjekte", deren Flugtauglichkeit man bezweifeln möchte; oder es scheinen Züge einer unleserlichen, sütterlin-ähnlichen Schrift unter Farbbahnen hervor, die den Titel "Usque ad finem" (bis an das Ende)" tragen und ein memento mori assoziieren. An anderer Stelle geht es heiter zu, etwa bei einem Hirsch mit Sprechblasen aus der Serie "Allein im Wald".
Naturhafte Strukturen dominieren diese Holzschnitte, wobei ein jedes Blatt durch sein individuelles Kolorit besticht. Offenbar spielt der Künstler auch hier mit Gegensätzen, wenn er einen nachtblauen Sternenhimmel über den Wald wölbt oder ihn in taghellem Frühlingsgrün leuchten lässt. "Zwischen den Linien" funkeln Farbflecken wie Lichterketten. Um die Realität geht es Helmut Kesberg nicht; er appelliert vielmehr an die Fantasie des Betrachters. Und dem kann durchaus der Begriff der Romantik in den Sinn kommen.
Wissenschaftszentrum Bonn, Ahrstraße 45, Bonn-Bad Godesberg; bis 25. Juni; Mi 15-17 Uhr und nach Vereinbarung.
