"Das Schauspiel braucht eine eigene Bühne"

Die Modelle des Bonner Kulturdezernenten zur Theaterzukunft der Stadt sorgen weiter für Diskussionen - Die Kultursprecher sind sich einig: Eine Entscheidung gegen Klaus Weise ist damit nicht gefallen

Bonn. Zumindest in einem Punkt sind sich die Bonner Parteien einig, wenn es um die Zukunft von Theater und Orchester geht: Entschieden ist noch gar nichts. Erst recht nicht die Schließung der Kammerspiele. CDU-Kultursprecher Markus Schuck kündigt ein eigenes Gesamtkonzept seiner Partei zur Bonner Kultur an, "und darin bietet sich eine gute Chance, dass das Schauspiel in Godesberg bleibt."

So weit will Bärbel Richter, die SPD-Kultursprecherin nicht gehen, aber auch für sie ist klar: "Ob Godesberg oder nicht: Das Schauspiel braucht eine eigene Bühne." Einig ist man sich weitgehend auch darin, dass die Unterlagen, die Kulturdezernent Krapf für die fraktionsübergreifende Bonner Kulturkommission vorgelegt hat, nicht ausreichend sind. Die CDU wird am Mittwoch in der Kulturausschusssitzung in einem Dringlichkeitsantrag dazu entsprechende Fragen stellen.

Und FDP-Kultursprecherin Barbara Wrany sagt es unverblümt: "Wir sind nicht zufrieden mit der Vorlage. Die reicht nicht aus als Grundlage für weitreichende Entscheidungen." Krapf hat sich zumindest in einem Punkt weit aus dem Fenster gelehnt. Seine Modelle für eine künftige Intendanz der Bonner Bühnen sind so gezeichnet, dass der derzeitige Generalintendant Klaus Weise darin keine rechte Rolle mehr spielt.

Barbara Wrany nmerkt dazu an "Ich erwarte, dass solche Vorlagen personenneutral sind." Auch Bärbel Richter macht deutlich: "Diese Modelle sind ja nicht beschlossen. Und auf keinen Fall ist darin eine Entscheidung gegen Weise zu sehen." Markus Schuck verlangt: "Klaus Weise muss die Chance haben, seine Sicht des zukünftigen Bonner Theaters darzustellen. Erst dann können wir beantworten, ob er der Mann der Zukunft für uns ist."

Gisela Mengelberg, die Kultursprecherin der Grünen, möchte über Personen derzeit gar nicht reden: "Es geht erst einmal um die Theaterstrukturen. Und da sind viele Sachfragen noch nicht geklärt." Nicht nur in Sachen Intendanz stehen hinter dem Krapf-Papier viele Fragezeichen. Auf Unverständnis bei Theater-Fachleuten ist beispielsweise eine Passage gestoßen, in der der Kulturdezernent anregt, den Theater-Etat jeweils nur noch für ein Jahr im Voraus festzulegen.

Bislang ist der Zuschuss fürs Theater an den Intendanten-Vertrag gekoppelt, was heißt: Der Intendant hat Planungssicherheit für fünf Jahre. Kurzfristig die Mittel fürs Theater festzusetzen, erscheint speziell im Bereich der Oper als unrealistisch: Dort braucht man für Verpflichungen oft Vorlaufzeiten von zwei bis drei Jahren. Und noch ein Punkt der Krapf-Pläne sorgt für heftigen Diskussionsstoff.

Der Bonner Kulturdezernent möchte das Beethoven Orchester organisatorisch beim Theater ansiedeln und damit beispielsweise die Position des Orchesterdirektors - derzeit Laurentius Bonitz - einsparen. Das steht in heftigem Widerspruch zu Überlegungen, dem Orchester mehr eigenen Handlungsspielraum zu geben. Das hat etwa erst vor wenigen Tagen der Freundeskreis des Beethoven Orchesters gefordert.

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