Das "Rheinische Archiv für Künstlernachlässe" stellt sich der Öffentlichkeit

Auf der Suche nach den Lebenslinien

Das "Rheinische Archiv für Künstlernachlässe" stellt sich der Öffentlichkeit
Foto: Franz Fischer

Bonn. Hätte Daniel Schütz bei seiner Magisterarbeit über den Künstler Walther Rath etwas mehr Forscherglück gehabt, dann wäre es kaum zur Gründung des "Rheinischen Archivs für Künstlernachlässe" (RAK) gekommen. Zwar konnte der junge Kunsthistoriker sich auf den Bildnachlass des einst vor allem als Zeichner tätigen Rath stützen; doch stieß er bei der Suche nach den "Lebenslinien", also nach biografischen Dokumenten, in ein Vakuum. Diese Erfahrung sollte den Kommilitonen erspart bleiben.

Das von Schütz ins Leben gerufene und inzwischen auch geleitete Rheinische Archiv für Künstlernachlässe setzt sich für die Ermittlung, Erhaltung und Erschließung biografischer Vermächtnisse ein, die eben nicht aus den Werken, sondern aus sogenannter Flachware - beispielsweise aus Briefen, Tagebüchern, Fotografien, Skizzen und Skizzenbüchern, Katalogen sowie Plakaten - bestehen.

Bewahrt werden die Objekte in den Magazinen des Bonner Stadtarchivs. Während das Kolloquium über "Künstlernachlässe und Öffentlichkeit, Konzepte und Perspektiven" jüngst unter Experten stattfand, richtet sich die Ausstellung "Schätze aus dem Rheinischen Archiv für Künstlernachlässe" im LVR-Landesmuseum an die interessierte Öffentlichkeit.

Da kann man in einer kleinen Porträtgalerie den Künstlern ins Gesicht oder in ihr Atelier schauen. In jedem Fall verraten sie etwas über ihr Selbstverständnis, ob sich etwa der Bildhauer Albert Pehle unter einem Kruzifixus zeigt oder ob der Maler Carl Schneiders vor dem eigenen Selbstbildnis posiert.

Schneiders, der am Bauhaus und später bei Karl Hofer studiert hat, begegnet allerdings nicht nur im Porträt. Er ist auch mit vier farbigen Skizzen, "Strandszenen", aus Domburg in Holland und als Adressat eines Briefes präsent, den Otto Pankok in schwungvoller Schrift an ihn gerichtet hat. Vier zierliche Skizzen in farbiger Kreide haben sich übrigens auch im Nachlass von Günter Ferdinand Ris gefunden.

Im Skizzenbuch des Malers Julius Bretz ist eine Landschaftsstudie mit Bäumen aufgeschlagen. Skizzenbücher sind übrigens häufig durch Auflösung bedroht, da die einzelnen Bildchen auch ohne ihren Zusammenhang begehrt sind. Dienen diese Blätter der Ideenfindung oder der Planung von Gemälden, so nähern sich Architekturskizzen zwar meist Schritt für Schritt einem konkreten Bauvorhaben; sie können aber auch als erste noch zu präzisierende Gedanken oder sogar als - später verworfene - Utopie gedeutet werden.

Die Skizzen-Sammlung des Architekten Fritz Leykauf variiert vor allem den während der 1920er Jahre herrschenden Bauhausstil.

LVR-Landesmuseum Bonn; bis 1. Juni. Di bis So 10-18¸ Mi 10-21 Uhr

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