Kölner Philharmonie Das Publikum feiert Operndiva Cecilia Bartoli

Köln · Ihr Auftritt glich dem einer Königin: Cecilia Bartoli in schneeweißer Robe, an welche eine meterlange Schleppe geheftet war. Erster Beifall, noch in Hermann Friedrich Raupachs "Al'ceste"-Marsch hinein.

 Sie weiß, wie sie ihr Publikum glücklich machen kann: Die Opernsängerin Cecilia Bartoli in der Philharmonie.

Sie weiß, wie sie ihr Publikum glücklich machen kann: Die Opernsängerin Cecilia Bartoli in der Philharmonie.

Foto: Thomas Brill

Doch Ehre wem Ehre gebührt. Seit den Tagen einer Jessye Norman hat es eine solch euphorische Huldigung des Kölner Publikums für eine Sängerin wohl nicht mehr gegeben. Doch dies aus vollem Recht, denn Cecilia Bartoli ist nicht nur eine perfekte Künstlerin, sondern auch ein fröhlicher Mensch, die mit ihrer Freude an der Musik unweigerlich ansteckt. Und sie trägt sie gerne auch nach außen, und so entstehen immer wieder kleine Selbstinszenierungen eines im übrigen auch genuinen Theaterbluts. Das ist auf gesunde Weise selbstbewusst, dazu liebenswert und aufregend.

Cecilia Bartoli verfügt über eine expansive Stimme, vielleicht nicht groß, aber raumfüllend. Die Sängerin beschränkt sich freilich weitgehend auf das frühe 19. Jahrhundert bis zur Barockzeit zurück. Wie viele Kollegen vom Counterfach forscht Cecilia Bartoli auf diesem Terrain gerne nach Unbekanntem oder Vergessenem. Ihr jüngstes Unternehmen galt dem Opernleben am Zarenhof von St. Petersburg. Francesco Araja oder der oben genannte Raupach lieferten aber auch erste originalrussische Opern.

Cecilia Bartoli sang zunächst eine Klage aus Arajas "La forza dell'amore e dell'odio". Sensible Valeurs kennzeichneten auch die folgenden Opernausschnitte, bis Cecilia Bartoli dann bei Raupachs "Siroe" auch das für sie typische Vokalfeuerwerk entzündete, wie es ihr so schnell keiner nachmacht.

Zuvor war (russisch gesungen) noch eine Nachtszene aus Arajas "Seleuco" zu hören gewesen, mit allerlei Waldgeräuschen, im Orchester köstlich imitiert, womit endlich auch auf die Barocchisti zu kommen wäre, eines der führenden Ensembles in Sachen Alte Musik. Und da ihm mit Diego Fasolis ein dirigentischer Feuergeist vorstand, kam an keiner Stelle Barock-Langeweile auf.

Die Steigerungsdramaturgie des ersten Teils prägte auch den zweiten. Aus der Feder von Vincenzo Manfredini, Johann Adolf Hasse und Nicola Antonio Porpora zunächst Sanftes, dann wollüstig Virtuoses, von Cecilia Bartoli mit niemals nachlassender Kondition bewältigt. Und es sollten ja noch fünf Zugaben folgen, deren letze die Sängerin im Russian Look absolvierte, wie von ihrer Petersburg-CD bekannt.

Das Publikum tobte sich bei dieser einzigartigen Primadonna so richtig aus. Vor der Pause wurde die Künstlerin noch durch die Verleihung des Jahrespreises der Deutschen Schallplattenkritik geehrt.

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