Das Kulinarische kam nie zu kurz

Bonner Mitglieder des Verbandes deutscher Schriftsteller feiern im Leoninum den Geburtstag ihrer Vereinigung - Karin Hempel-Soos vom Haus der Sprache und Literatur moderiert

Bonn. (ga) Im August 1978 wurde in Bonn der Verband deutscher Schriftsteller (VS) gegründet, damals noch eine kleinfeine Gruppe innerhalb der Industriegewerkschaft Druck und Papier. Später fanden die Autoren Aufnahme bei der Industriegewerkschaft Medien, heute organisieren sie sich bei Ver.di.

Schließlich ging es nicht nur um Prosa oder gar reine Poesie, sondern auch um Urheberrechte, Verlagsverträge, Künstlersozialversicherung, Übersetzerhonorare oder ganz schlicht Honorare für Schullesungen oder sonstige Auftritte in öffentlichen Räumen.

Bei den Gründervätern und -müttern in Bonn waren unter anderem Ludwig Verbeek dabei, seine Mutter Helma Cardauns, Annelies Lennartz, Ernst-Edmund Keil, Anita Heyden. Nur wenig später stießen Hans Schafgans dazu, Hans Stilett (weltweit gerühmt wegen seiner Montaigne-Übersetzungen), Vilma Sturm und Frieder Schuller (der von Günter Grass von Rumänien nach Deutschland geholte Dichter und Filmemacher), Gert von Paczensky und seine Frau Anna Dünnebier. Linde Rotta und nicht zuletzt Erich Loest waren über zehn Jahre echte Aktivposten der Bonner "Schreibkräfte".

Antje Dertinger, die ebenso zahlreiche literarische Preise erhielt, wie sie sich auch im Landesverband für die arbeitsrechtlichen Belange der Autoren engagierte. Margaret Klare, die ebenfalls - vor allem für ihre Kinder- und Jugendbücher - Geehrte und in mehrere Sprachen übersetzte Wortkünstlerin, Dieter Fraeulin mit seinen umwerfend-rheinischen Hörspiel-Ereignissen oder Herrad Schenk brachten spannende Textanalysen und gut besuchte Veranstaltungen quer durch ganz Bonn. Die stärkste dichterische Kraft aus den Anfängerjahren aber war - unvergessen - Paul Hubrich.

Mit Rumjana Zacharieva aus Bulgarien kam international dichterische Spannung in die Gruppe ebenso wie mit Giorgios Krommidas aus Griechenland oder dem kurdischen Dichter Hussein Habasch. Eine dichterische Klasse für sich war Johannes Weidenheim (aus BackaTopela/Jugoslawien), Mitbegründer der legendären Gruppe 47 und Träger hoher literarischer Auszeichnungen. Edith Vennemann überzeugte durch knappe Prosa, in der sie nach langen Jahren gesammelte Erinnerungen, Erfahrungen protokollierte, verformte.

In Hunderten von Werkstattlesungen wurde um Texte gestritten, um Worte gefeilscht, das Kulinarische kam nie zu kurz, weder in den frühen Jahren der Leseproben in Hobbykeller und guter Stube von Cornelia und Josef Ruland in der Kurfürstenstraße, im Literaturbüro am Hochstadenring oder später im Haus der Sprache und Literatur oder der Universität.

Monika Lamers, Doris Distelmaier-Haas, Jan Turowski, Hildegard Moos-Heindrichs kamen dazu und prägten das Erscheinungsbild der Bonner Autorenschaft. Seit drei Jahren leitet Wolfgang Kubin, der renommierte Sinologe und Übersetzer, den Bonner Verband deutscher Schriftsteller.

Am Freitag, 30. September, wird ab 19 Uhr im Leoninum Geburtstag gefeiert. Mindestens der 28., wer weiß. Schließlich ist die Kerntruppe seit 1976 beieinander. Gisbert Haefs, der bekannte Krimiautor und Verfasser von "Hannibal" und "Alexander dem Großen", wird lesen. Wolfgang Kubin veredelt den Abend mit feinster Lyrik. Autoren und Autorinnen werden in kurzen Interviews Auskunft über ihre Arbeit geben, Anekdoten erzählen. Karin Hempel-Soos vom Haus der Sprache und Literatur wird hoffentlich spannend moderieren und sicher durch die Geburtstagsfeier leiten.

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