Kindertheater nach Cornelia Funke Das große Abenteuer

Bonn · Cornelia Funkes Fantasy-Geschichte „Igraine Ohnefurcht“ begeistert im Theatercontainer. Dabei überzeugt vor allem die hervorragende Schauspielerin Nadine Schwitter.

 Einfach hinreißend: Nadine Schwitter in der Titelpartie.

Einfach hinreißend: Nadine Schwitter in der Titelpartie.

Foto: Beu

Igraine freut sich auf ihren zwölften Geburtstag. Seit Tagen sind ihre Eltern auf der Familienburg Bibernell damit beschäftigt, ihr ein Geschenk zu zaubern. Denn Sir Lamorak und die schöne Melisande sind Zauberer. Beim Auspacken des großen Geschenkpakets dürfen die Kinder im Zuschauerraum mithelfen. Es enthält das, was Igraine sich sehnlichst wünscht: eine wunderschöne rosafarbene Ritterrüstung (Kostüme: Mark Mahn). Denn Igraine möchte Ritterin werden und große Abenteuer erleben. Mit dem Lernen ellenlanger Zaubersprüche hat sie’s nicht so. Ist auch nicht ganz ungefährlich. Ein dummer Versprecher hat dazu geführt, dass die Eltern in Schweine verwandelt wurden. Und das gerade jetzt, wo der stachelige Ritter Osmund die Burg bedroht und alle Zauberbücher in seinen Besitz bringen will.

Aber die tapfere Igraine und ihr großer Bruder Albert lassen sich nicht einschüchtern. Auf den 24 Publikumsplätzen im Theatercontainer der Sparte 4 von Theater Bonn ist man sehr nah dran am spannenden Geschehen. Das Ausstattungsteam Marc Mahn, Till Nachtmann und Stefan Silies vom Kölner Kollektiv „PuppetEmpire“, das in den Kammerspielen in der vorigen Saison die beliebte Familienproduktion „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ mitgestaltete, hat den kleinen Raum zu einem fabelhaften Gesamtkunstwerk gemacht.

Es gibt Filmeinspielungen im Hintergrund, tolle Lichteffekte und vor allem große und kleine Stab- und Klappmaul-Puppen, inklusive bizarren Steinfratzen. Sogar einen ganzen Chor von sprechenden Zauberbüchern – dass einige gern Marmelade fressen und damit ihre Seiten verkleben, stört den zauberkundigen Albert gelegentlich sehr. Der Musiker Stephan Ohm, häufiger Gast am Contra-Kreis-Theater und Pianist der Pantheoniken „Fritz und Hermann“, begleitet die Geschichte als mittelalterlicher Sänger-Spielmann, leiht diversen Figuren seine vielseitige Stimme und darstellerische Präsenz.

Die hervorragende Schauspielerin Nadine Schwitter überzeugte in der Halle Beuel schon mit ihrem berührenden Solo „Warum das Kind in der Polenta kocht“ und im Theatercontainer mit „Der Traum von Olympia“. Jetzt spielt sie hinreißend die mutige Igraine, die durch Nacht und Wind zu einem Riesen reitet und einen sehr melancholischen Ritter als Kampfgenossen gewinnt.

Erfinderin der in 60 Minuten bezaubernd poetisch präsentierten Fantasy-Geschichte ist die weltberühmte Autorin Cornelia Funke. Mit der erfolgreichen Uraufführung der Bühnenbearbeitung ihres Romans „Herr der Diebe“ startete das Junge Theater Bonn bereits 2004 eine ganze Serie von Funke-Stücken. Jetzt hat das Stadttheater nachgelegt und erfrischend neu ein furchtloses kleines Mädchen zur Retterin des bürgerlichen Familien-Burgfriedens erhoben. Igraine mag zwar keine Spinnen (lieber Mäuseköttel im Burghof), ist aber sonst schon als Knappe unterwegs zu allen Idealen der Ritterlichkeit. Als Dramaturgin der Produktion für Menschen ab sechs Jahren fungierte Angela Merl, Leiterin der Jugendarbeit am Theater Bonn.

Weitere Infos: www.theater-bonn.de

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