Bahnhof Rolandseck Das Borodin Quartett im Arp Museum

ROLANDSECK · Die Wurzeln des Borodin Quartetts reichen bis 1945 zurück, auch wenn das von Studenten am Moskauer Konservatorium gegründete Ensemble sich erst zehn Jahre später den heutigen Namen zulegte. Eckpfeiler des Repertoires sind die Streichquartette Ludwig van Beethovens und Dmitri Schostakowitschs geblieben.

Letzterem fühlen sich das Borodin Quartett bis heute besonders verpflichtet, geschah doch seinerzeit manche Einstudierung unter seiner persönlichen Obhut. Diese Authentizität der Interpretationen hat sich erhalten: Obzwar sich an allen Pulten inzwischen Generationswechsel vollzogen haben, hat die Lesart der "Borodins" in Sachen Schostakowitsch immer noch Referenz-Charakter.

Auch am Dienstagabend spielte man Werke beider Komponisten. Bei Beethoven, dessen Quartettschaffen zentraler Bestandteil der noch bis 2014 dauernden Residenz beim Beethovenfest ist, konnte man sich an diesem letzten Abend der Reihe, der im Arp-Museum Rolandseck stattfand, entspannt zurücklehnen und genießen. Das erste der Rasumowsky-Quartette aus op. 59 stand auf dem Programm, ohne störende Ecken und Kanten brillant artikuliert in kammermusikalisch dichtem Einvernehmen vier souverän geführter Stimmen.

Zuvor war eine musikalische, fast gespenstisch wirkende Hochspannung zu erleben: Schostakowitschs A-Dur-Quartett op. 68, 1944 im zerstörten Leningrad aus der Taufe gehoben und somit emotional aufgeladen. Von besonderer Intensität das Adagio mit umherirrend suchender Solo-Violine auf einem endlos scheinenden Orgelpunkt. Bei der anschließenden rastlosen Valse klingt die con sordino gespielte Bratsche verfremdet, fast wie ein Fagott. Kaum minder skurril muten die volksmusikalischen Versatzstücke in den Ecksätze an: Ein Werk und eine Interpretation, die den Atem anhalten lassen.

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