Beethoven Orchester Das Bonner Ensemble erweist Richard Strauss seine Reverenz

BONN · In einer Notiz zum "Rosenkavalier" von Richard Strauss spricht Thomas Mann vom "Genussmittel-Charakter" dieser Musik. Wenn man eine solche Einschätzung auf das Schaffen des Komponisten generell überträgt, dann stellte sich im ausschließlich mit Strauss-Werken bestückten Abonnementskonzert des Beethoven Orchesters diese Frage: Wie viel Genussmittel verträgt der Musikfreund?

Nimmt man den heftigen Applaus in der gut besuchten Beethovenhalle als Maßstab, dann ist die Antwort klar: jede Menge. Mehr "Best of" von Strauss als in diesem Konzert zum 150. Geburtstag des Komponisten kann man kaum bieten. Da gab es die mit reichlich Harfenrausch versehene, pathosgesättigte Tondichtung "Tod und Verklärung", die stürmischen Liebesabenteuer des "Don Juan", die witzigen Streiche des "Till Eulenspiegel" und schließlich noch die zärtlich-melancholischen "Vier letzten Lieder".

Strauss total also - und jedes dieser Werke würde an einem "normalen" Konzertabend ganz selbstverständlich allein im Mittelpunkt stehen. Dass in der Beethovenhalle die eine Komposition des Musikzauberers Strauss nicht die andere überdeckte, lag zweifellos am Dirigenten Jun Märkl, der jedem Werk einen sehr eigenen, unwiderstehlichen Tonfall gab.

"Tod und Verklärung", diese gleichsam klinische musikalische Studie über das Sterben, ließ er relativ weich spielen, ohne jede Angst vor der süffigen Hymnik der Tondichtung. Der "Don Juan" setzte den Kontrast: feurig und temperamentvoll, in den lyrischen Episoden einschmeichelnd und verführerisch, in den Schlusstakten schön lakonisch.

Das Meisterstück von Dirigent und ebenso gut gelaunt wie bravourös aufspielendem Orchester hatte man sich fürs Finale aufgespart. Was Strauss da über die Streiche des Till Eulenspiegel zu erzählen hat, kam in wunderbarer Leichtigkeit daher, ohne auf deutliche Zeichnung zu verzichten.

Alles hatte Anmut und Witz, ein Klangeffekt reihte sich an den anderen - ein charmantes, kluges Spiel mit den Möglichkeiten eines großen Orchesters. Mit seinen "Vier letzten Liedern" hat Richard Strauss Abschied vom Komponieren genommen. Drei der vertonten Texte stammen von Hermann Hesse, der der Strauss-Musik nicht viel abgewinnen konnte - er fand sie "virtuos, raffiniert, voll handwerklicher Schönheit, aber ohne Zentrum, nur Selbstzweck".

Über eine solche Meinung lässt sich trefflich streiten - von einer berührenden Interpretation wird sie allerdings schnell hinweggefegt. Und die Sopranistin Anne Schwanewilms, die vor sieben Jahren schon einmal gemeinsam mit dem Beethoven Orchester das Bonner Publikum mit diesen Liedern ins Schwärmen gebracht hat, ist die ideale Sängerin für die Stücke der Stille und Zärtlichkeit.

Sie fügt ihre Stimme wie ein Solo-Instrument in den Orchesterklang, singt ganz untheatralisch, in weiten Bögen, mit leuchtenden Aufschwüngen. Kurzum: Hier hat man es mit purer Poesie zu tun. Das Glück vollkommen machte dabei ein inniges Geigen-Solo von Mikhail Ovrutsky.

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