Krea-Forum Das Berliner Kabarett "Distel" begab sich auf eine Odyssee an die Spree

SWISTTAL-MORENHOVEN · Zugegeben, das Herz des Filmfans schlägt bei diesem Plakat merklich höher: "Das Schweigen des Lammert"? Die Lippen unserer Kanzlerin vom Bundesadler fest verschlossen? Also, rein ins Krea-Forum, dorthin, wo jetzt im ausverkauften Saal das Kabarett "Distel" aus Berlin gastierte.

 Mit Spaß bei der Sache: Das Berliner Kabarett "Distel" im Krea-Forum in Morenhoven.

Mit Spaß bei der Sache: Das Berliner Kabarett "Distel" im Krea-Forum in Morenhoven.

Foto: Wolfgang Henry

Mit erlesenen Boshaftigkeiten wie seinerzeit aus dem Munde des Psychiaters Hannibal Lecter in Jonathan Demmes "Schweigen der Lämmer" können auch der überaus geschäftige Gülleunternehmer Werner (Michael Nitzel), der Kneipenbesitzer Hacki (Matthias Lauschus) mit Lederweste und charmantem Hamburger Akzent und nicht zuletzt der Pädagoge Dieter (gespielt vom Autor des Programms, Martin Maier-Bode) aufwarten. Denn diese drei haben mit den Regierenden in Berlin noch eine Rechnung offen.

Diese drei haben auch ein gemeinsames Ziel vor Augen. Das verspricht in etwa so viel Erfolg wie die Statuten der "Judäischen Volksfront" aus dem Monty-Python-Klassiker "Das Leben des Brian". Und dass die muntere Odyssee der Wut-Bürger aus dem ländlichen Ehmte gelegentlich daran erinnert, sei an dieser Stelle einfach mal als Kompliment zu nehmen. Odyssee deshalb, weil das ungleiche Trio erst über alle möglichen Umwege in das Amtszimmer des Bundestagspräsidenten gelangt, auf seinen Irrwegen Bekanntschaft mit der Banker RAF sowie depressiven Demoskopen macht und in die tiefsten Tiefen deutscher Zeitgeschichte geführt wird.

Das alles kommt frisch und frei daher; weiß die Vorzüge des klassischen Ensemble-Kabaretts - wie zum Beispiel die Vielfalt im Solo, Duo oder Trio - für sich zu nutzen, ohne dafür dessen gelegentliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen: den intellektuellen Zeigefinger oder die übliche Quotenfrau im Schlepptau, die nett singen und auch mal über die Kanzlerin schimpfen darf.

Nein, all das brauchen die drei nicht. Oder, um es sportlich auszudrücken: So spielfreudig wie die "Distel" wünscht man sich die Bayern und die Dortmunder beim Champions-League-Finale am 25. Mai. Dann, wenn Hacki wieder am Tresen stehen und für seine Freunde das Bier zapfen wird; dann, wenn Werner auf seinem Betriebsgelände einmal herzhaft durchatmet und Dieter sich sagt, dass der Umweg über Morenhoven sich auf jeden Fall gelohnt hat. Schließlich ist es dort fast so schön wie in Ehmte und von Berlin erholsam weit weg. Und abgesehen davon: Der Rest ist Schweigen ...

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