Pianistin Luisa Imorde beeindruckt im Ballsaal Dämonisches Gewitter

Bonn · In erster Linie sei das unter der künstlerischen Leitung von Markus Schuck aus dem Endenicher Herbst hervorgegangene Bonner Schumannfest ein nachhaltig wirkendes "Festival für den künstlerischen Nachwuchs".

 Bravourös: Luisa Imorde brilliert am Flügel.

Bravourös: Luisa Imorde brilliert am Flügel.

Foto: Barbara Frommann

Der lieferte in personam der Bonner Pianistin Luisa Imorde gleich mehrfach einen Grund zur "Freude", um einmal dem Motto des Kammermusikfests in seinem 20. Jahr zu folgen: zum einen, weil Imordes Programm neben Ludwig Beethoven, Robert Schumann, Franz Liszt und und Claude Debussy mit Ahmed Adnan Saygun und Jörg Widmann durchaus originelle Überraschungen bereithielt, zum anderen, weil - was die Pianistin ganz persönlich angeht - sie tags zuvor ihren "Master of music" am Mozarteum abgelegt hatte.

Ein Umstand, dem das Publikum im Endenicher Ballsaal statt einer ursprünglichen Mozart-Sonate die Aufführung von Beethovens op. 13, seine "Grande Sonate Pathetique" verdankte, die in Salzburg Prüfungsbestandteil gewesen war.

Klug widersteht Imorde der Versuchung, aus der wohl populärsten und damit vor Abnutzung nicht gefeiten Beethoven-Sonate etwas ganz Besonderes machen zu müssen. Ihr "dämonisches Gewitter" im Kopfsatz ist Ausdruck einer vollkommen natürlich wirkenden Leidenschaft zu Beethovens Musik.

Das explizit geforderte Pathetische (nicht nur der "Grave"- Einleitung) hält sie bei weiten Spannungsbögen - selbst in den "gewollten" Pausen - dramaturgisch in stetem Fluss, wodurch Sentimentalitäten sicher verhindert werden.

Mit Schumanns Arabeske in C op. 18 hatte Luisa Imorde den Abend in kantablem Duktus eröffnet. Eingebettet in die impressionistisch glitzernden Klänge Debussys ("Images Livre II" und "L'Isle Joyeuse") widmete sich Imorde - wie schon zum Schumannfest des vergangenen Jahres - einer Auswahl der "Zirkustänze" des zeitgenössischen Komponisten Jörg Widmann, auf dessen Anraten hin sie den Zyklus, dessen exaltiert skurrile Klangsprache etwas vom derben Humor eines Karl Valentins haben könnte, erstmals auch eingespielt hat.

Mit Sayguns "Inci's Book" op. 10 von 1934 stellte Imorde türkische Musik mit teils abendländischen Wurzeln (Schumann oder Satie) zur Diskussion, mit der näher zu beschäftigen sich lohnen würde.

Und schließlich: tastenakrobatisch bravouröser Abgang mit Franz Liszts rauschhaft klingelnder Opernparaphrase "Réminiscences de Norma" nach Motiven aus dem berühmten Bühnenwerk von Vincenzo Bellini.

Die Termine der weiteren Konzerte und Veranstaltungen und ausführliche Informationen findet man auf der Homepage des Festivals unter bonner-schumannfest.de.

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