Pantheon Comedy-Paradiesvogel Kay Ray bietet vier Stunden harten Humor

BONN · Da steht er also, mitten auf der Bühne, mit heruntergelassener Hose, und formt Figuren mit seinem Penis. Eine Schildkröte, einen Windsurfer, einen rauchenden Brillenträger. "Männer, das hat ja wohl jeder von euch schon mal gemacht", ruft die hemmungslose Gestalt unter dem Applaus und dem Gelächter des Publikums.

Es ist der Höhe- und der Mittelpunkt eines vierstündigen Programms, das der Anarcho-Comedian Kay Ray im Bonner Pantheon zelebriert hat, bei dem alle Hüllen und alle Tabus gefallen und sehr viele Lieder gesungen worden sind. Ein guter Abend? Das kommt auf Definition und Erwartungshaltung an. Auf jeden Fall ein ungewöhnlicher. Ein gewagter. Und ein mutiger.

Um es gleich vorwegzunehmen: Mit den so gerne angeführten Regeln des guten Geschmacks nimmt es das Enfant terrible nicht sonderlich genau. Rülpsend, furzend, rauchend, saufend brüskiert er ganz bewusst, durchwühlt Damen-Handtaschen, zerschmettert Gläser, schnappt sich fremde Oliven für eine Essensschlacht mit seinem Pianisten Falk Effenberger und verwirklicht einfach, worauf er gerade Lust hat.

Auf jeden Gedanken im Stil von "Das kann er doch nicht machen" antwortet der 48-Jährige laut: "Und ob". Ohne Rücksicht auf Verluste. "Auf Tour bin ich immer noch ein Rock 'n' Roller", hat Kay einmal in einem Interview erzählt. Von wegen. "Wenn ich mir eins wünsche, dann dass die Regeln der Politik auf den Kopf gestellt würden. Ich hoffe, in der Unterhaltung ist mir dies gelungen", gesteht er kurz vor Mitternacht. Ist es. Doch das ist nicht Rock 'n' Roll. Das ist Punk.

Ob er nun mit dem Kellner flirtet, scharfe Sprüche in Richtung des Publikums loslässt oder quer durch den Saal über die Tische tanzt - die Stimmung ist selbst nach vier Stunden hartem Humor exzellent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort