Konzert in Köln Coldplay verzauberten 45.000 Fans im Rhein-Energie-Stadion

KÖLN · "Marina & The Diamonds" machen am Ende ihres Sets Stimmung für den Hauptakt des Abends. "One, Two, Three" - alle im Rhein-Energie-Stadion sollen die Arme hochrecken. Ein unnötiges Bemühen. 45.000 Fans zwischen fünfzehn und fünfundvierzig sind gekommen, um mit Coldplay eine der derzeit größten Stadion-Bands zu erleben.

 Fst wie ein Kindergeburtstag: 45.000 Fans haben mit der britischen Popband Coldplay gefeiert.

Fst wie ein Kindergeburtstag: 45.000 Fans haben mit der britischen Popband Coldplay gefeiert.

Foto: Thomas Brill

Als es um 21.10 Uhr endlich soweit ist, klingt Jay Z’s "99 Problems" aus dem Off. Der Sinn dieses Intros erschließt sich sehr viel später im Konzert, als Chris Martin bei "Speed of Sound" Beyoncé, der Frau seines Freundes Jay Z ein "Happy Birthday" zum 31. Geburtstag singt.

Nach dem kurzen instrumentalen Titelstück des neuen, fünften Studioalbums "Mylo Xyloto" beginnen Coldplay für ihre Verhältnisse extrem dynamisch mit "Hurts Like Heaven". Konfettikanonen und ferngesteuert blinkende Armbänder in leuchtenden Farben verwandeln das Stadion in ein Lichtermeer, das Kindergeburtstag und Silvester in einem ist.

Der Effekt ist überwältigend, und das Versprechen von Chris Martin, "die beste Show, die ihr erlebt habt", liefern zu wollen, klingt trotz der extrem hoch gelegten Messlatte überzeugend. Man muss kein eingefleischter Coldplay-Fan sein, um die folgenden 100 Minuten als einen unvergesslichen Abend in Erinnerung zu halten. Es ist das perfekte Zusammenspiel aus Lichteffekten und Musik, das das Konzert zu einem Gesamtkunstwerk werden lässt.

Chris Martin hüpft, läuft mit rudernden Bewegungen mal vor- mal rückwärts über die Bühne. Ein großes Kind umarmt die Welt. Sicher, das ist alles einstudiert, nichts ist dem Zufall überlassen. Wenn Chris Martin am Ende der Ballade "The Scientist" ergriffen das Kölner Publikum als das beste der Welt bezeichnet, weiß man, dass es eine kleine Lüge ist. Er wird es im folgenden Konzert in Den Hag auch sagen – wahrscheinlich an der gleichen Stelle, weil es genau für diese Stelle vorgesehen ist.

Dennoch, seine Weltumarmungsgeste ist authentisch. Hier beseelt ein Romantiker die Welt. Die großen feierlichen Gesten tanzen gefährlich am Rande des Kitsches. Dafür werden Coldplay gerne von der Musikkritik abgewatscht. "Gefühlsonkel" zu sein, ist noch eine harmlose Variante. Bei "God Put a Smile Upon Your Face" taucht die Band das Stadion zum wiederholten Mal in ein Universum aus tausend farbigen Lichtern. 45.000 Menschen verschmelzen mit einer an sich einfachen Armband-Idee, viel Konfetti, großen Luftballons und einer überzeugenden Haltung zu einer großen Gemeinschaft.

Chris Martin, Jonny Buckland, Will Champion und Guy Berryman sind als Band berechenbar. Wer sie im Dezember letzten Jahres in der Lanxess-Arena gesehen hat, dem wird die gleiche Setlist geboten. Fast das gesamte neue Album wird mit einigen alten Hits wie "In My Place", "Yellow", "Warning Sign" und "Clocks" gespielt.

Bei "Viva la Vida" kennt die Begeisterung kaum Grenzen. Auch bei Chris Martin nicht, der sich theatralisch auf den Konfetti übersäten Boden wirft. Den Unterschied an diesem Abend machen Ort und Zeit, an dem die großen Gefühle gefeiert werden. Coldplay können an einem herrlich warmen Sommerabend ein ganzes Stadion verzaubern. Das macht ihnen so schnell keiner nach.

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