Christoph Pöggeler erhält den Rheinischen Kunstpreis 2008

Motive auf alten Liegen und gebrauchten Türen geben rheinische Antwort auf Leipziger Schule

  "Die Sehnsucht der Männer"  erweckt Christoph Pöggeler mit Temperafarbe auf einer alten Klappliege.

"Die Sehnsucht der Männer" erweckt Christoph Pöggeler mit Temperafarbe auf einer alten Klappliege.

Foto: Holger Arndt

Rhein-Sieg-Kreis. Tonnen von Schweiß und Sonnencreme sind auf den alten Klappliegen über die Jahrzehnte eingezogen und bieten Christoph Pöggeler den besten Grund für seine Malerei. In beiderlei Hinsicht.

Der in Düsseldorf lebende "Spurensicherer und Maler" stach mit seinen beeindruckenden Werken aus 740 Bewerbungen für den Rheinischen Kunstpreis 2008 derart hervor, dass sich die Jury bereits nach einem Tag der Objektschau und der Diskussion einstimmig darauf einigte, ihm die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung zuzuerkennen.

Am Montag überreichte Landrat Frithjof Kühn dem 50-Jährigen im Siegburger Kreishaus die Urkunde. Im Hintergrund hingen drei alte Sonnenliegen an den Wänden, auf denen Pöggeler eine nackte Schönheit in einem Teich voller Siebziger-Jahre-Blumen schwimmen ließ und ein stolzer Jüngling sich mit einem gestreiften Handtuch bedeckt, von dem man nicht weiß, ob es auf den morschen Stoff drauf gemalt wurde oder bereits vorhanden war.

Die Wahl des "narrativen Materials" sei eine der Besonderheiten des Vorgehens von Pöggeler, erklärte Laudatorin Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVR-Landesmuseums Bonn und Vorsitzende der Jury. "Jedes Werk von Pöggeler, ob auf der Oberfläche einer alten Tür, einer Kokosnuss oder einer gebrauchten Klappliege geschaffen, stellt den Betrachter vor eine Herausforderung", betonte sie.

Pöggelers Stil sei unverwechselbar, seine Bildfindungen steckten voller Assoziationen. Durch die äußerst delikate Ausführung der Arbeiten sei es zudem nicht möglich, zu unterscheiden, wo die Struktur des Untergrundes aufhöre und die Malerei beginne. "Pöggeler erfindet durch Farbe und Können zu der vorhandenen Geschichte des Bildträgers eine neue dazu. Objekt und Bild sind in Perfektion miteinander verwoben", beschreibt Uelsberg den Vorgang, der jeden Pinselstrich rechtfertigen kann.

Mit der Entscheidung für Christoph Pöggeler als vierten Träger des Rheinischen Kunstpreises seit dessen Schaffung 2002 habe sich die zehnköpfige Jury auch für einen Vertreter der "rheinischen Malerei mit internationaler Geltung" ausgesprochen. Uelsberg: "Pöggeler nimmt eine seit dem Mauerfall sich entwickelnde neue deutsche Position im Bereich der Malerei ein und ist für uns die rheinische Antwort auf die Leipziger Schule."

Landrat Kühn betonte, wie beeindruckt er von der wieder gestiegenen Zahl der Bewerber um den Rheinischen Kunstpreis und die durchgängig hohe Qualität der Arbeiten sei. "Das zeigt deutlich, welchen Stellenwert der alle zwei Jahre vom Rhein-Sieg-Kreis und dem LVR Landesmuseum Bonn ausgeschriebene Kunstpreis in der Szene entlang der Rheinschiene mittlerweile hat." Und: Kunst und Kultur seien auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten "existenziell für die Seele des Menschen", bekräftigte er.

Eine Auswahl der Werke Pöggelers ist voraussichtlich ab Anfang 2010 im Bonner LVR-Landesmuseum zu sehen.

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